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Die Schlösser König Ludwigs II. von Bayern

Herrenchiemsee Paradeschlafzimmer

Ludwig II., von 1864 bis 1886 König von Bayern, ist wegen seines Lebens und seiner ungeklärten Todesumstände als tragische Gestalt in die Geschichte eingegangen. Mit 18 Jahren schon König geworden, musste er nach dem verlorenen Krieg gegen das expandierende Preußen 1866 einen Teil seiner Souveränität abtreten. Dieser Machtverlust war das Unglück seines Lebens. Seit 1867 begann Ludwig II., sich fernab seiner Residenzstadt München eine Gegenwelt aufzubauen, in der er als regierender konstitutioneller König von Bayern wie ein wirklicher König leben konnte: Als König des Mittelalters in Schloss Neuschwanstein und als absolutistischer König in den Schlössern Linderhof und Herrenchiemsee. Die Planungen für diese beiden historischen Bereiche liefen gleichzeitig. Der Bauherr wirkte bis in kleinste Details von Entwürfen daran mit, nicht nur bestimmend, sondern auch ergänzend und gestaltend. Ludwig II. war an seinen Bauten wesentlich schöpferisch beteiligt. Sie bildeten den Hauptinhalt seines Lebens und sind sein Lebenswerk.

Das Märchenschloss Neuschwanstein

Schloss Neuschwanstein

Schloss Neuschwanstein

Schloss Neuschwanstein wurde ab 1868 über den Resten zweier mittelalterlicher Burgen errichtet und als deren „Wiederaufbau“ bezeichnet. Ruinen galten zumal in der deutschen Romantik als Symbole der landeseigenen Geschichte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts führte die praktizierte Geschichtlichkeit, der Historismus, im Zuge der Wiederaufnahme historischer Bau- und Kunststile vor allem in Deutschland zu zahlreichen „Wiederaufbauten“ mittelalterlicher Burgen. Schon der Vater Ludwigs II., Maximilian II., hatte seit 1832 das unweit gelegene Schloss Hohenschwangau instandsetzen und neugotisch ausbauen lassen, das einst Stammsitz der Grafen von Schwangau gewesen war. Hier lebte sich Ludwig, 1845 geboren, in die Mittelalterverehrung ein. Entscheidend war seit 1861 die Begegnung mit den Musikdramen Richard Wagners, die mittelalterliche Sagen mit unvergleichlich wirkungsmächtiger Musik überhöhten. Eine der berühmtesten deutschen Burgen, die Wartburg, war 1867 fertig neu ausgestattet; Ludwig II. besichtigte sie und ließ seinen Architekten Abzeichnungen der romanischen Ornamente und Bauaufnahmen fertigen, die in die Planungen einflossen. Die Idealentwürfe zu der „Neuen Burg“ Ludwigs II. schuf ein Theatermaler der Münchener Hofoper, der außer Motiven der Wartburg, vor allem der Palas, auch Motive aus Bühnenbildern zu Wagners „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ einarbeitete. Ludwig hatte 1868 an Wagner geschrieben, seine Burg werde „Reminiscencen“ an diese Werke aufweisen. Die äußere Erscheinung ist, vor allem in der Fernwirkung, auch Darstellungen von Burgen in spätmittelalterlichen illuminierten Handschriften nachempfunden.

Neuschwanstein Thronsaal

Schloss Neuschwanstein, Thronsaal.

Die Haupträume Neuschwansteins sind großenteils mit szenischen Wandbildern der germanischen und nordischen Sagen ausgestattet, die auch Richard Wagner interpretiert hatte. Das Programm entwarf ein damals berühmter Kunst- und Literaturhistoriker: Hyazinth Holland. Von Beginn an wollte Ludwig II. als Denkmal der ritterlichen Kultur des Mittelalters den „Sängersaal“ der Wartburg in seiner „Neuen Burg“ einfügen. Daraus wurde eine Kombination der Motive zweier historischer Wartburgsäle, nämlich Sängersaal und Festsaal, freilich ungleich größer und vor allem prächtiger ausgestattet als die Vorbilder. Der Bauherr identifizierte sich in seinen letzten Lebensjahren zunehmend mit der Gralssage und wollte eine Rekonstruktion der sagenhaften Gralshalle verwirklichen, wie sie etwa im 14. Jahrhundert von Wolfram von Eschenbach in seinem „Parzival“ geschildert wurde. Unter anderem nach dieser Quelle ließ Ludwig II. Entwürfe fertigen. In diesem zweiten Denkmalraum Neuschwansteins, dem Thronsaal, sollte das christliche Königtum verherrlicht werden. Das ikonographische Raumprogramm, eines der vielschichtigsten des 19. Jahrhunderts, schuf der geistesgeschichtlich belesene Ludwig II. selbst; es bezieht auch die Rechtsgrundlagen des Königtums, antikes Recht und biblisches Recht, mit ein. Die Raumform nimmt außer auf historische Schilderungen auch Bezug auf Bauten der eigenen Dynastie, vor allem auf die Allerheiligenhofkirche des Großvaters, Ludwig I. Die prachtvolle Ausstattung lässt nicht vermuten, dass der Raum eine verkleidete Eisenskelettkonstruktion ist; die Statik des Gebäudes zwang dazu. Jeder der anschließenden Wohnräume ist einer mittelalterlichen Sage gewidmet.

Schloss Neuschwanstein ist Umfragen zufolge das weltweit den meisten Menschen bekannte Bauwerk, in unzähligen Abbildungen verbreitet. Am 27. Juli 2005 wurde der 50.000.000ste Besucher begrüßt.

Das Traumschloss auf der Herreninsel

Herrenchiemsee Neues Schloss Westfassade

Neues Schloss Herrenchiemsee, Westfassade.

Schloss Herrenchiemsee wurde ab 1878 auf der Herreninsel im Chiemsee errichtet. Diese Insel war seit der Jungsteinzeit besiedelt, wie Bodenfunde erwiesen haben. Bereits zu Zeiten Ludwigs II. waren die Reste einer frühmittelalterlichen Befestigungsanlage auf der Südseite der Insel bekannt. Vor dem Jahre 750, wahrscheinlich noch im 7. Jahrhundert, wurde eines der frühesten Klöster nördlich der Alpen hier, in typischer Rückzugslage in den Wirren der Völkerwanderungszeit, angelegt. Dieses Kloster bestand mit Unterbrechungen bis 1803. Mit der Gründung des Bistums Chiemsee von Salzburg aus wurde die Klosterkirche auf der Herreninsel ab 1215 zum Dom und blieb es bis 1808. Die barocken Klosteranlagen sind im Kern als Vierflügelanlage des 17./18. Jahrhunderts, als „Altes Schloss“ erhalten. Das Schloss Ludwigs II. wurde dann „Neues Schloss“ genannt. Der Bauherr hatte die Herreninsel aufgrund einer Petition der Ufergemeinden des Chiemsees 1873 gekauft, um den alten Baumbestand vor spekulativer Abholzung und die Insel vor weiterer kommerzieller Nutzung zu retten, ein schönes Beispiel für das geschichtliche Denken und Handeln dieser Zeit und dieses Monarchen, im Grunde schon ein Vorgriff auf modernen Denkmalschutz.

Herrenchiemsee Augustiner-Chorherrenstift Luftbild

Luftaufnahme des Augustiner-Chorherrenstifts auf der Herreninsel.

Schon 1867 begannen, parallel zu denen einer „Neuen Burg“, die Planungen für eine Paraphrase des Schlosses Versailles. Ludwig II. besuchte das große Vorbild in 1874 und ließ seine Architekten in Versailles Aufmaße und Abzeichnungen fertigen. Je länger sich die Planungen hinzogen, desto größer und anspruchsvoller wurde das Projekt. Nachdem der Bau an den ursprünglich vorgesehenen Orten nicht zu realisieren war, wählte Ludwig II. die Herreninsel, die den großen Vorteil bot, sich beim Bauen nicht räumlich einschränken zu müssen. Vor allem war hier nun eine große Parkanlage nach dem Versailler Vorbild möglich. In noch weit größerem Umfang als bei seiner „Neuen Burg“ zog Ludwig II. für die Planungen historische Quellen heran. Schloss Versailles war schon zu Bauzeiten ausführlich in Wort und Bild publiziert worden, vor allem von den ausführenden Architekten, was wesentlich dazu beitrug, diese Architektur, auch den Versailler Park, zum internationalen Maßstab absolutistischer Architektur werden zu lassen. Zahlreiche Um- oder Neubauten von Schlössern wurden im 18. Jahrhundert in ganz Europa der Versailler Anlage nachgebildet. Auch ein Vorfahre Ludwigs II., Kurfürst Max Emanuel, hatte zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine solche Paraphrase von Versailles errichten lassen: das Neue Schloss Schleißheim. Auch Ludwig II. sah in den ersten Jahren der Planung eine Paraphrase vor, einen Bau in Anlehnung an das bewunderte Versailles.

Herrenchiemsee Spiegelgalerie

Neues Schloss Herrenchiemsee, Große Spiegelgalerie.

Dieses Konzept erweiterte sich zu einer Kopie des Vorbildes, und mehr noch, zu einer Rekonstruktion der Gestalt, vor allem der Räume, die Versailles gehabt und im Laufe der Zeit teilweise verloren hatte. Allerdings konzentrierte sich das Projekt auf den dreiflügeligen Kernbau von Versailles und dessen Seitenflügel, und im Innern auf die historisch bedeutsamen Haupträume, das Große Appartement Ludwigs XIV. mit der Spiegelgalerie und das Kleine Appartement Ludwigs XV., ferner zwei große Treppenhäuser. Jedes dieser Treppenhäuser, spiegelbildlich beiderseits des Cour d’Honneur angelegt, erschließt ein Appartement. Das Kleine Appartement hatte Ludwig II. als Wohnung vorgesehen. Es wurde zwar Bezug auf die historischen Räume Ludwigs XV. genommen, es wurde auch die in Versailles längst abgegangene Kleine Galerie nach alten Vorlagen rekonstruiert, jedoch wurde das Raumprogramm erweitert. So wurden zwei ovale Räume, das Speisezimmer und das Porzellankabinett, eingefügt, die Vorbilder in zwei Pariser Stadtpalais haben, zwei Spiegelkabinette in der Tradition und den Ornamentformen des süddeutschen Rokoko und ein Bad mit einem fast den Raum ausfüllenden Marmorbassin, ganz im Sinne der Erbauungszeit mit einem alle Wände umlaufenden Panorama-Wandgemälde ausgestaltet. Die Ausstattung dieses Appartements mit Porzellan ist der größte Einzelauftrag, den die Manufaktur Meißen je ausgeführt hat: Kaminumrahmungen, Konsoltische, Leuchter, Uhrgehäuse, Aufsätze und vor allem Lüster von bisher nie gekannten und auch nie wieder gefertigten Ausmaßen, all dies von einer Fülle des Dekors, die alle Vorbilder des 18.Jahrhunderts weit überbietet. Dieser Bestand ist unter dem kunsthandwerklich-technischen Aspekt der Gipfelpunkt europäischer Porzellankunst.

Das Große Appartement nimmt in der Raumfolge genau Bezug auf Versailles: Hartschiersaal, zwei Vorzimmer, Schlafzimmer, Beratungssaal und Spiegelgalerie. Auch die Ornamentformen des imperialen Barocks am Hof Ludwigs XIV. werden zitiert. Jedoch sind die Räume ungleich prunkvoller ausgestattet als die Versailler Vorbilder, zum Teil auch wesentlich größer. Das zweite Vorzimmer, die Salle de l’OEil de boeuf, ist gar doppelt so groß, weil die historische Funktion dieses Raumes für Ludwig II. von besonderer Bedeutung war. In Versailles wurden in diesem Raum die Nachkommen getauft. Ludwigs Großvater Ludwig I. hatte 1786 Ludwig XVI. von Frankreich zum Taufpaten gehabt. Selbst am Tag des heiligen Ludwig, dem 25. August, geboren, waren diese Konstellationen für Ludwig II. eine esoterisch-historische Verbindung zu den Bourbonen. Das Paradeschlafzimmer hat kaum mehr Ähnlichkeit mit dem vergleichsweise schlichten historischen  Chambre de Parade Ludwigs XIV., in dem die wesentlichen Zeremonien des Lever und Coucher stattgefunden hatten, die den Monarchen in einen Zusammenhang mit der Sonne und ihrem Lauf  stellten. Hier in Herrenchiemsee ist dieser Raum mit einer letztmöglichen Fülle ausgestattet, zumal die goldgestickten Panneaux sind in ihrem handwerklich-qualitativen Aufwand ohne jeden Vergleich. Dieser Raum ist die Klimax der Ausstattungskunst des 19. Jahrhunderts. Er war als Denkmalraum zur Verherrlichung des absolutistischen Königtums gedacht wie das ganze Appartement, das nie für eine praktische Nutzung geplant war. Gar nichts mit dem Bestand von Versailles zu tun haben die raumüberspannenden illusionistischen Deckenbilder, die der großen süddeutschen Tradition entstammen und deren Programm von Ludwig II. entworfen und bestimmt worden war, an zwei Stellen mit Zitaten aus Bauten seiner Ahnen. Die Spiegelgalerie zeigt das Versailler Bildprogramm, ist aber mit fast 100 Metern Länge größer und auch erheblich prunkvoller als das Vorbild.

Herrenchiemsee Prunktreppe

Neues Schloss Herrenchiemsee, Prunktreppe.

Die das Große Appartement erschließende Prunktreppe ist eine Rekonstruktion der Versailler Escalier des Ambassadeurs, die dort bereits 1752 wieder abgebrochen worden war. Sie hat eine lichtspendende Glasdecke. Nach dem Tod des Bauherrn unvollendet geblieben, fehlen dem Schloss aber nur wenige geplante Teile, vor allem die Seitenflügel und die Kapelle, auch die Küche. An einen vollständigen Ausbau des gewaltigen Gebäudes war nie gedacht, da es keinerlei Bedarf an weiteren Räumen gab. „Tempel des Ruhmes, worin ich das Andenken an König Ludwig XIV. feiern will …“, nannte es Ludwig II. Ein Hofstaat war hier nur imaginär.

Schloss Linderhof – eine königliche Villa

Schloss Linderhof entstand ab 1869 im Graswangtal südlich Oberammergau. Hier sollte ursprünglich die Versailles-Paraphrase errichtet werden, was an dem hügeligen Gelände scheiterte. In der damaligen Benennung „Königliche Villa“ ist ein Vorbild des Baues enthalten: die großbürgerliche Villa des 19. Jahrhunderts.

Linderhof Hauptfassade mit Wasserparterre

Schloss Linderhof mit Wasserparterre.

Ein frühes Beispiel für einen villenartigen Sommersitz mit Landschaftsgarten in den Bergen hatte Kaiser Franz Joseph I. von Österreich in den 1840er Jahren in Bad Ischl errichten lassen. Adel und reiche Bürger folgten später diesem Brauch. Allerdings haben die Prachtentfaltung und der Anspruch in der Ausgestaltung der Fassade und zumal der Innenräume des Schlosses Linderhof mit diesen Vorbildern nichts mehr zu tun. Hier ist der Typus der Maison de Plaisance Vorbild gewesen, das kleine, meist in einem Park gelegene Lustschloss, im 18. Jahrhundert in Frankreich entstanden und gerade in Süddeutschland mit besonders aufwendigen und qualitätvollen Beispielen vertreten. Die Amalienburg, von Francois Cuvilliés im Park von Schloss Nymphenburg geschaffen und Ludwig II. von Kindheit an bekannt, aber auch die Reichen Zimmer Cuvilliés in der Münchener Residenz waren wichtige Vorbilder für Ornamentik und Stil der Linderhofer Räume, auch des Mobiliars. Das Bildprogramm ist Inhalten und Personen des Ancien Régime verpflichtet. Die Verselbständigung des Ornaments übertrifft alle Vorbilder. Dieses hier mit Ludwig II. entstandene Neurokoko ist eigenschöpferisch und somit von unvergleichlicher genuiner Qualität.

Linderhof Maurischer Kiosk

Maurischer Kiosk im Park von Schloss Linderhof.

Der Park von Schloss Linderhof vereinigt Elemente des französischen Barockgartens und des englischen Landschaftsgartens. Barock sind die in der Mittelachse des Schlosses angelegten Terrassen mit Wasserbassins, geometrischen Beeten, der langen Kaskade mit Neptunbrunnen und die beiden Points de Vue Pavillon und Venustempel. Von englischen Vorbildern stammt die naturnahe, unregelmäßige Anlage des Parks mit seinen exotistischen Architekturen. Die Übergänge zum natürlichen Bergwald sind fließend gestaltet, einige Parkwege sind weit hinauf bis zum Fuß des Gebirges weitergeführt. Die Parkbauten stammen teils aus der Orientmode: das Marokkanische Haus und der Maurische Kiosk, teils aus der Begeisterung Ludwigs II. für die Musikdramen Richard Wagners: drei im Park errichtete Bühnenbilder, Hundinghütte (Walküre I. Akt), Einsiedelei des Gurnemanz (Parsifal III. Akt) und Venusgrotte (Tannhäuser I. Akt). Diese künstliche Grotte ist der bergigen Umgebung so eingefügt, daß sie von außen nicht zu erkennen ist. 1876/77 errichtet, war sie mit einer damals hochinnovativen Technik ausgestattet, unter anderem verschiedenfarbiger elektrischer Beleuchtung, von der heute nur noch Reste erhalten sind. Errichtet nach den Bühnenanweisungen Wagners, enthält die Grotte einen riesigen gemalten Prospekt, der die erotische Szenerie des Venusbergs aus der Oper Tannhäuser zeigt, und auf dem künstlichen See einen vergoldeten Muschelkahn mit Amor.

All dies ist in diesem Park vereint und genial in das hügelige Gelände eingefügt, dessen Wege mit wechselnden Blickachsen zu den umgebenden Bergen angelegt sind, ein schöpferisches Kompendium von Jahrhunderten europäischer Gartenkunst, eine der besten Parkanlagen des 19. Jahrhunderts.

In luftiger Höhe – Das Königshaus am Schachen  

Seit 1869 plante Ludwig II., im Werdenfelser Land ein Berghaus zu errichten. Seine Ortswahl fiel auf den Schachen am Fuß des Wettersteinmassivs in 1.866m Höhe. Dort bietet sich ein grandioses Panorama. Nicht zur Jagd war der Bau bestimmt, sondern, ganz modern, um das Hochgebirge komfortabel zu genießen.

Königshaus am Schachen

Das Königshaus am Schachen.

Das Äußere folgt dem Typus des „Schweizerhauses“ aus Holz, im 19. Jahrhundert von Adel und reichen Bürgern als Feriendomizil beliebt, die Raumaufteilung, mit einem zentralen Salon, entspricht großbürgerlichen französischen Villen dieser Zeit. Die fünf Wohnräume des Erdgeschoßes entsprechen, holzgetäfelt und mit bürgerlichem Komfort eingerichtet, einem damaligen alpinen Feriendomizil, nicht aber das Obergeschoß. Hier erstreckt sich der Türkische Saal, einem historischen Saal im Palast von Eyüb nachempfunden, den Sultan Selim III.

Königshaus am Schachen Türkischer Saal

Türkischer Saal, Königshaus am Schachen.

Ende des 18. Jahrhunderts hatte einrichten lassen und dessen Abbildung Ludwig II. in einer englischen Publikation von 1840 gefunden hatte. Vergoldete, reich ornamentierte Wände und Decke, zentraler Springbrunnen, reich bestickte Hocker und Divane, ein kostbarer Teppich, üppig verzierte Accessoires wie Räucherpfannen, Kandelaber, Vasen, durch große Glasfenster mit kleinteiligem, buntem Ornament phantasmagorisch beleuchtet, fügen sich zum perfekten Abbild eines orientalischen Prunksaals. Dieser Saal ist einzigartiges Beispiel der reichentwickelten Orientmode des 19. Jahrhunderts.