Social Media im Museum
Bei aller Begeisterung für die Geschichte und das Schloss der bayerischen Herrscherdynastie bleibt es doch Tatsache, dass die Kurfürsten und Könige aus dem Hause Wittelsbach – inklusive des unsterblichen Ludwig II. – und die einst für sie arbeitenden Künstler tot sind – sich ihnen auf Facebook zu befreunden, zieht nur die Stille des Grabes nach sich.
Haben eine museal konservierte Vergangenheit und die neue dynamische Welt des Web 2.0 also Berührungspunkte? Wir glauben, ja – und zwar über die Forderung nach einer zeitgemäßen Präsentation von Wissen und Sammlungsbeständen hinaus.
Gerade zum höfischen Gesellschaftsleben des 18. Jahrhunderts scheinen sich Parallelen zu ergeben: Schließlich handelt es sich hierbei letztlich um ein endloses Gespräch feiner, mitunter hochgebildeter und in der Regel angenehm unbeschäftigter Männer und Frauen. Dieses Gespräch vieler mit vielen lief zum Gutteil in den Salons und Vorzimmern, den Winterwohnungen und sommerlichen Landhäusern der Aristokratie ab. Hier trafen in unablässiger Folge Plauderer (und mitunter Plapperer) aufeinander, die – meist in mehr oder minder sicherem Französisch – Esprit und Galanterien, Bosheiten und geistreiche Sentenzen formulierten. „Chat“ und „Forum“ hießen „conservation“ und „causerie“, aber die Themenvielfalt, der Ausstoß an Klatsch und verwertbarer Information erinnert an die heutige unüberschaubare Kommunikation im Internet.
So befinden wir uns in den Räumen des Residenzmuseums gewissermaßen am idealen Ort, um die museale Annäherung an das Phänomen Social Media zu wagen. Viele Fragen sind noch ungelöst und können auch in den zwischenzeitlich angebotenen Schulungen nicht gelöst werden. Den Kampf mit widerspenstigen Programminstallationen, Seitendesign und Organisation müssen wir uns „learning by doing“ erarbeiten.
Was uns an dieser Stelle interessiert, ist die Frage: Können wir unsere Begeisterung für unser Thema weitervermitteln? Sind ein Blog oder eine Facebook-Pinnwand Medien, um ein spannendes, aber überaus komplexes Wissen zu vermitteln. Können wir so ein Thema wie die gerade laufende Rekonstruktion eines barocken Prunkraums – die Grüne Galerie -, die Wiederherstellung seiner ursprünglichen Funktionalität sinnvoll und interessant erläutern und transparent machen?
Können wir, die Museumsmitarbeiter, uns auf neue Formen der Vermittlung einstellen – sind die neuen Plattformen vielleicht auch der Ort, gemeinsam zu weiterführenden Fragen abzuschweifen und ins Gespräch zu kommen? Schließlich bleibt der Gedankenaustausch mit dem Audioguide doch letztlich immer eine unbefriedigende Einbahnstraße…
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