Residenz München

„Ciao, Servus und Pfiad di!“ – Kurfürst Karl Theodor und Bayern

Karl Theodor Kurfürst Jubiläumsjahr 2024

„Jetzt sind Deine guten Tage vorbei!“

…soll er gedacht haben, der – damals noch – pfälzische Kurfürst Karl Theodor (1724-1799), als ihn am frühen Abend des Silvestertages 1777 in der Kapelle seines riesenhaften Mannheimer Schlosses eine hektische Trauernachricht erreichte:

Der letzte seiner Art... - mit Max III. Joseph starb die sogenannte

Der Letzte seiner Art: Mit Max III. Joseph starb die sogenannte „wilhelminische“ Linie der Wittelsbacher, die in Bayern regiert hatte, aus – lang erwartet und doch unerwartet rasch…

Wenige Stunden zuvor und rund fünfzig (alte deutsche) Meilen entfernt war sein drei Jahre jüngerer Verwandter, Bayerns Herrscher Max III. Joseph „der Vielgeliebte“, mit nur fünfzig Jahren an einer Pockeninfektion gestorben! Mit diesem Tod war Karl Theodor der bayerische Kurstaat als Erbe zugefallen, zusammen jedoch mit der in mehreren dynastischen Familienverträgen beschworenen Pflicht, den ausgedehnten, aber verstreuten Wittelsbacher Besitz in der Pfalz und am Niederrhein – sowie nun auch noch zwischen Inn und Isar – künftig von München aus zu regieren…

Karl Theodors berühmten, weil von „interessierten Parteien“ viel zitierten inneren Aufschrei im Angesicht des Erbfalls überliefert uns der erste Biograph des neuen pfalz-bayerischen Landesherrn, Felix Joseph von Lipowsky (1764-1842), der offensichtlich zwischen den kurfürstlichen Gehirnlappen Posto bezogen hatte.

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Verschmähte Geliebte? Die bronzene Verkörperung des Landes Bayern von Hubert Gerhard aus dem späten 16. Jh. kann da nur milde lächeln…

Der spontan bekundete Unwille steht für ein sehr spezielles Verhältnis und krasses Missverständnis zwischen dem Erben und den „Geerbten“: Wie kann man denn die Aussicht nicht umarmen, seinen fürstlichen Beruf künftig in Bayern ausüben zu dürfen – mithin dort, wo andere Urlaub machen? Kein Wunder, dass das Verhältnis zwischen dem skeptischen neuen Landesvater und seinen pikierten neuen Landeskindern frostig begann – und sich bis heute nicht wesentlich erwärmt hat: Denn jenseits von Rhein und Main erfreut sich  der „landfremde“ Souverän Karl Theodor eines weitgehend stabil schlechten Rufs. Anders in der alten Kurpfalz: Namentlich in und um Karl Theodors einstiger Residenzstadt Mannheim und dem Sommerschlösschen Schwetzingen samt seinen weltkulturerbeverdächtigen Gartenanlagen ist der „zuagroaste“ Wittelsbacher (der dort mit großem „C“ geschrieben wird) eine rund um die dickliche Taille herum positiv besetzte Figur. Sein schrittweiser Aufstieg vom unbedeutenden Prinzchen, der durch eine Reihe von Todesfällen erst niederrheinischer Herzog und mittels Heirat mit der kurpfälzischen Erb-Enkeltocher schließlich selbst Kurfürst wurde, wird hier als unerwarteter Glücksfall gewertet.

Teure Fehlinvestition? Das riesenhafte Mannheimer Schloss wurde erst unter Karl Theodor vollendet....

Teure Fehlinvestition? Das riesenhafte Mannheimer Schloss wurde erst unter Karl Theodor vollendet – und kurz danach verlassen….

Da der Autor selbst aus der Region stammt und seine kindlichen Wochenenden im Schwetzinger Schlosspark zu verbringen pflegte, ist auch er von jeher gewohnt, KT wohlwollend zu beurteilen, woran auch mehrere Jahre im Dienst der Münchner Residenz bislang nichts änderten. Vielleicht also eine gute Ausgangslange, eine Brücke der Versöhnung zu schlagen. Besonders in diesem Jahr, in dem Karl Theodor der Ungeliebte ein gleich zweifaches Jubiläum feiert: Vor 300 Jahren, am 10. Dezember 1724, kam er zur Welt, zwar in einem Landschloss im heutigen Belgien, aber als Spross der Wittelsbacher Neben-Neben-Linie Pfalz-Sulzbach (diese mit dem dynastischen Hauptstamm in genealogische Verbindung zu setzen, ist schon viel zu kompliziert – Sulzbach gehörte halt auch dazu: fertig…). Und vor nunmehr 225 Jahren, am 16. Februar 1799, gab Karl Theodor in Folge eines Schlaganfalls das Leben unter feindseligen Bayern dahin im Tausch gegen eine bessere Welt. Tauschgeschäfte sind überhaupt ein gutes Stichwort mit Blick auf den lädierten Ruf des Doppel-Jubilars, aber dazu später.

Das repräsentative Herrscherbild Karl Theodors von Pompeo Batoni (hier zeitgenössische Kopie) zeigt ihm im Kurfürstenmantel vor dem Standbild der Staatsgöttin Minerva, die Reichskrone

Das repräsentative Herrscherbild Karl Theodors von Pompeo Batoni (hier zeitgenössische Kopie) zeigt ihn im Kurfürstenmantel vor dem Standbild der Staatsgöttin Minerva, die Reichskrone in Griffweite…

Jetzt ist zur Ehrenrettung vorderhand nur zu bemerken, dass Karl Theodor, begeistert oder nicht, jedenfalls pflichtschuldigst unmittelbar nach Eingang der Todesanzeige das Nötigste zusammenraffte, seine Mannheimer Silvesterparty sausen und stattdessen anspannen ließ, und noch am Abend Richtung Alpenrand aufbrach. In einer Rekordzeit von eineinhalb unbequemen Reisetagen rasselte er in seiner Karosse nach München, um dort Präsenz zu zeigen und ein etwaiges Machtvakuum verlässlich zu füllen.

Lassen wir ihn also einstweilen auf schlammigen Winterwegen seiner ungewissen Zukunft entgegenrumpeln und beschäftigen wir uns noch etwas näher mit dem fatalen Image, das diesem Herrscher bis heute anklebt, der exemplarisch in einer Übergangszeit von Epochen und Systemen steht: Zwischen höfischem Rokoko und bürgerlicher Aufklärung, zwischen dynastischer Kabinettspolitik alten Stils und der beginnender Nationalstaatsbildung des „langen 19. Jahrhunderts“. Denn wohl vor allem aus dieser Ambivalenz heraus erklären sich die schwankenden Beurteilungen der historischen Persönlichkeit und ihres Wirkens, bzw. die unterschiedlichen Maßstäbe, die Geschichtsschreibung und Überlieferung geneigt sind, rückblickend an den pfalz-bayerischen Kurfürsten anzulegen.

In der einstigen Kurpfalz ist Karl Theodor (der als in Brüssel französisch erzogener Aristokrat so wenig Pfälzer wie Bayer war und deutsch sprechen erst im Knabenalter erlernte) vor allem beliebt als gleichermaßen jovialer wie geistvoller Förderer von Kunst, Literatur und Musik („Mannheimer Schule“). Im „bayerischen Narrativ“ wird er hingegen vor allem als bigotter Miesepeter wahrgenommen: Sofort nach seinem tagelang erwarteten Tod, berichtet sein Zeitgenosse, der bayerische Gelehrte Lorenz Westenrieder, stürzte alles aus der verrammelten Residenz, „man läutete bei den Theatinern und die ganze Stadt fing endlich an, frei zu atmen“. Schließlich habe sich der alte „Monnemer Bub“ jahrelang von den Münchnern abgeschottet mittels einer Meute aus Pfaffen und Mätressen sowie deren versorgungsgierigen Bastardkindern.

Teure Fehlinvestition? Das riesenhafte Mannheimer Schloss wurde erst unter Karl Theodor vollendet....

Eine der beanstandeten Damen: Gräfin Paumgarten, eine Geliebte des alternden Kurfürsten und Förderin des jungen Mozart… (Pastell v. G.A.A. Urlaub, 1781)

Ihnen zuliebe habe er Bayern gewissenlos den gierigen Österreichern in den Rachen werfen wollen als Tauschobjekt für die einträglichen Südlichen Niederlande (also das heutige Belgien). Dabei hat die ebenso fromme wie lebenspralle bayerische Folklore weniger Probleme mit der sinnfälligen Kombi aus Pfaffen und Mätressen („Weiber und Töchter des bayerischen Adels wetteiferten um das Glück, die Hure des fürstlichen Wolllüstlings zu sein“), wohl aber mit dem geplanten Ländertausch: Ein solcher hätte faktisch Bayerns Integration in den österreichischen Herrschaftskomplex des Hauses Habsburg bedeutet, mit dessen Okkupationsgelüsten man in mehreren Kriegen wenig erfreuliche Erfahrungen gemacht hatte. Und (länder)psychologisch gesehen ist die Ansage, dass man belgisches Duvelbier bayerischem Bräu vorzieht, natürlich ein Schlag ins Gesicht: klassische Liebesgeschichte geht anders…

Leider lässt sich an dieser Haupt- und Staatssündenschuld auch für engagierte Karl Theodor-Apologeten wenig drehen und wenden. „Der Neue“ hat solch einen Austausch von Herrschaftsgebieten tatsächlich unter verschiedenen Ansätzen mehrfach versucht bzw. sich ernsthaft vorschlagen lassen. Nicht schön und überhaupt nicht sympathisch. Man kann aber versuchen, weniger mit dem leidenschaftlichen Blick der Verschmähten und mehr mit dem kühlen Auge des zeitgenössischen Politikers auf das Fakt zu schauen, um so das seltsame Manöver besser einzuordnen.

Bei allen Plänen mitzudenken: Preußenkönig Friedrich II. und Habsburgerkaiser Joseph II. ...

Bei allen Plänen mitzudenken: Preußenkönig Friedrich II. und Habsburgerkaiser Joseph II. …

Zu weit ausholen wollen wir an dieser Stelle nicht, aber kurz zusammmengefasst ist nüchtern festzustellen: Die Wittelsbacher Ausgangslage mit den beiden bereits bejahrten, aber kinderlosen Chefs der zwei dynastischen Hauptzweige sowie einem Nach-Erben (dem Herzog von Zweibrücken), der nicht nur protestantisch, sondern auch noch unstandesgemäß verheiratet war, eröffnete nur fragile Zukunftsperspektiven für die Erhaltung des territorialen Gesamtbesitzes. Die Familienverträge und Hausunionen von 1724, 1746 und 1771/74 dienten vor allem der Verteidigung, in dem sie die Ländereien zum möglichst unantastbaren Fideikommiss, also zum dauerhaft unteilbaren Verbund erklärten. Ob aber die Großmächte im Reich dieses Manöver ohne Gegenleistung akzeptieren würden, war eine andere Frage: Schließlich erhob von jeher Preußen Erbansprüche auf die „fettesten Stücke“ der niederrheinischen Gebiete, und das mehrfach verschwägerte Haus Habsburg schielte unverhohlen auf ober- wie niederbayerische Bezirke, um den endgültigen Verlust der reichen Provinz Schlesien im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) zu kompensieren. Karl Theodor musste daher davon ausgehen, dass er nicht das Ganze ungeschmälert würde behalten können. Deshalb trat er von vornherein in längliche Verhandlungen mit der Wiener Kanzlei des ehrgeizigen Kaisers Joseph II. über künftige Teilabtretungen und den Austausch von Gebieten, um Schlimmeres – ersatzlose Annexion – zu verhüten. Dennoch traf der plötzliche Tod Kurfürst Max III. Joseph die pfälzischen Unterhändler so unerwartet, dass die gewandte österreichische Partei sie in dem momentanen Machtvakuum mit etwas Erpressung „über den Tisch“ zog und sich rasch die einträglichen Gebiete um Straubing und Mindelheim zusichern ließ.

Maria Anna war die jüngere Schwester von Karl Theodors erster Gemahlin: Ihr Mann, der bayerische Wittelsbacherprinz Clemens Franz rangierte bis zu seinem frühen Tod noch vor Karl Theodor in der bayerischen Erbfolge

Maria Anna war die jüngere Schwester von Karl Theodors erster Gemahlin: Ihr Mann, der bayerische Wittelsbacherprinz Clemens Franz rangierte bis zu seinem frühen Tod noch vor Karl Theodor in der bayerischen Erbfolge

Aufschrei der bayerischen Patrioten, die sich um Karl Theodors Schwägerin Maria Anna und die nächsten in der Erbfolge, die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken, organisiert hatten! Im Weiteren griff dann Preußenkönig Friedrich II. „der Große“, der kein Interesse an einem gestärkten Haus Österreich hatte, als „Schutzmacht“ ein. Es kam zum kurzen „Kartoffelkrieg“ 1778/79 gegen Österreich (so benannt, weil glücklicherweise mehr kampiert als gekämpft wurde). Als Ergebnis erfuhr Bayern territorial nur sehr wenig Beschnitt und man erklärte den Wittelsbacher Fideikommiss von einer Familienabmachung zum gültigen Reichsrecht. Aber der Image-Schaden für den unkämpferisch und wankelmütig agierenden Karl Theodor war geschehen….

Einige Jahre später, 1784, versuchte Joseph II. es nochmals, nun statt mit Drohung mit Verhandlung: Diesmal ging es, wie oben erwähnt, um einen Tausch Bayerns gegen belgische Gebiete der Habsburger. Unter dem Gesichtspunkt klassischer, rein rational abwägender und dynastisch argumentierender Kabinettspolitik konnte dies letztlich als attraktive, ja schlüssige Idee gelten: Nicht nur waren die reichen, urbanen und kultivierten Südlichen Niederlande die Stätte von KTs glücklicher Kindheit. Wichtiger: sie konnten – anders als der quer über das Reich verteilte Fideikommiss – mit den Wittelsbacher Herzogtümern am Niederrhein (Jülich und Berg) ein territoriales Ganzes bilden, groß genug, um es zu einem neuen „Königreich Burgund“ zusammenzufügen. Und solch ein „Agrandissement“, also die Rangerhöhung zu souveränen Monarchen, war ja von jeher das erklärte, teils bereits erreichte Ziel sämtlicher Reichsfürsten – eine Frage ihrer Selbstachtung und dynastischen Zukunftssicherung.

Bayerischer Herzkönig oder Hallodri ? Kurfürst Max Emanuel

Bayerischer Herzkönig oder Hallodri? Kurfürst Max Emanuel

Karl Theodors Spekulationen hatten also Tradition, übrigens eine speziell „altbayerische“ – denn solch ein Königtum hatte schon Ende des 18. Jahrhunderts der flamboyante „Blaue Kurfürst“ Max Emanuel (reg. 1679-1726) angestrebt. In Verfolgung seiner hochfliegenden Ziele verschwendete dieser barocke Wittelsbacher der „alten Linie“ (der jahrelang genussvoll als Statthalter der Habsburger in Brüssel residierte) keinen Gedanken an die Befindlichkeiten seiner Bayern, sondern führte sie schonungslos in den Spanischen Erbfolgekrieg samt jahrelanger österreichischer Okkupation. Ja mei! – Schwamm drüber….

Max Emanuels Pläne sind bekanntlich gescheitert. Gleiches gilt für Karl Theodors „burgundische Ambitionen“ (letztlich bewegte sich Joseph II. zu wenig und wollte nicht das komplette Belgien rausrücken). Dass ihm aber die Absicht von den Zeitgenossen viel schwerer zur Last gelegt wurde, hat eben mit der veränderten Wahrnehmung fürstlicher Pflicht zu tun: Im modernen Geist der Aufklärung sollte der Monarch als verantwortungsvoller Landesvater, als erster Diener, als Mehrer und Erhalter des Staates agieren, als engagierter Stellvertreter einer sich ihrer selbst bewusst werdenden Nation. Kritisiert wurde das ältere, absolutistische Konzept, Territorien und Untertanen als eine vom Herrscher gelöste „Verhandlungsmasse“ zu betrachten, als Eigentum, das selbstherrlich für familiäre Interessen eingesetzt werden konnte. Dass Karl Theodor diesem mentalen Wandel (für den er in kulturellen Belangen durchaus Gespür bewies) in tagespolitischen Fragen so wenig Rechnung trug, ihn von seiner Sozialisierung her vielleicht auch nicht nachvollziehen konnte, war sein eigentlicher Fehler. Ein Missgriff, den allerdings seine Nachfolger, die Pfalz-Zweibrücker, tunlichst vermieden, womit sie sich als „zukunftstauglicher“ erweisen sollten.

Dies schlägt sich deutlich in der Geschichtsschreibung nieder: Besonders die national entflammten Historiographen des 19. Jahrhunderts, die auf einen kleindeutschen Einheitsstaat unter preußischer Führung hinschrieben, hatten den kosmopolitischen KT auf dem Kieker: In ihren Augen bewies er klassischen Mangel an Vaterlandsgefühl, kuschelte mit der habsburgischen Konkurrenz ihres „Adlers von Sanssouci“ (Friedrich II.) und stand zu allem Überfluss auch noch mit dem sittlich verlotterten Erbfeind Frankreich kulturell und politisch auf bestem Fuß!

Noch ein Glücksschweinchen? Nach dem Tod zweier Onkel und eines Bruders erbte schließlich Pfalzgraf Max Joseph als vierter Kurfürst Max 1799 Pfalz und Bayern und stieg 1806 zum ersten bayerischen König auf. Geht doch mit der eigenen Krone...

Noch ein Glücksschweinchen? Nach dem Tod zweier Onkel und eines Bruders erbte schließlich Pfalzgraf Max Joseph als vierter Kurfürst Max 1799 Pfalz und Bayern und stieg 1806 zum ersten bayerischen König auf. Geht also doch mit der eigenen Krone…

Die bayerischen Historiker wiederum waren zum Teil beleidigt bzw. schrieben in der Tradition der gegen Karl Theodor aufgestandenen Patriotenpartei. Zu allem Überfluss hatte der uneindeutige Kurfürst trotz all seiner dynastischen Kalkulationen nach erfolgtem Ableben nicht nur im neu erstarkten Bürgertum, sondern auch selbst unter seinen alten Fürstenkollegen keine brauchbare Lobby: Schon der „Retter“ Friedrich II. sprach mit Blick auf Karl Theodors Erbfälle nur von dem „faulen Kerl und Glücksschwein“, dem er wünschte „wenn dieses Vieh nur sterben wollte“. Und Pech: Kurz nach Karl Theodors Tod fielen dank der Umgestaltung der deutschen Landkarte durch Napoleon die Kernregionen der alten Kurpfalz samt ihrer ausgedienten Residenz Mannheim an das neue Großherzogtum Baden. Dessen Herrscher hatten verständlicherweise null Interesse an einer positiven Erinnerungskultur für den vormaligen Wittelsbacher Landesherrn.

Und auch in Bayern selbst waren Karl Theodors Nachfolger, die von ihm misstrauisch beäugten Neffen aus dem Haus Pfalz-Zweibrücken, von Beginn an bestrebt, ihr eigenes Image in bewusster Abgrenzung vom unbeliebten Onkel aufzubauen. Zu KTs Empörung zwar illoyal, aber öffentlichkeitswirksam (und juristisch unanfechtbar) hatten sie etwa ihre Genehmigung zu den Tauschplänen trotz kurfürstlicher Ungnade und finanzieller Abhängigkeit standhaft verweigert. In der Folge wurde Bayerns steiniger, aber erfolgreicher turn zum souveränen Königreich unter der Herrschaft Max I. Josephs, Ludwigs I. und Maximilians II. von der regionalen Geschichtsschreibung als Gegenentwurf zur Misswirtschaft der Vorregierung gedeutet: Erst nun waren Monarch und Nation eins, die fremden Pfälzer zu heimischen Bayern geworden: „Die guten Tage sind vorbei“ habe Karl Theodor gedacht –aber: „Maxl, weil Du nur grad da bist“ soll sein Neffe und Nachfolger in München begrüßt worden sein. Gerecht oder ungerecht? Heißt es final „Pfiad di“ oder gibt Bavaria unwilligen Liebhabern eine zweite Chance? Im Lauf unseres kurfürstlichen Doppel-Jubiläumsjahres werden wir hier im Blog versuchen, „unserem“ Karl Theodor unter verschiedenen Aspekten wieder näherzukommen….