»Die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist«
Paracelsus
Ob und wenn ja, wo Leonhart Fuchs einen Kräutergarten unterhielt, während er zwischen 1528 und 1535 für den Ansbacher Markgrafen als Leibarzt tätig war, ist nicht überliefert.
Es ist nur schwer vorstellbar, dass der bedeutende Botaniker, der seinen Studenten das intensive Studium der Natur empfahl, keinen Garten hatte. Bis heute erhalten geblieben ist uns lediglich sein „New Kreüterbuch“. Das umfassende Heilfplanzenbuch nahm erstmals eine wissenschaftliche Benennung von über 400 einheimischen und ca. 100 fremdländischen Heil- und Arzneipflanzen vor. Mit seinen detaillierten Pflanzendarstellungen ermöglichte es eine konkrete Zuordnung der aus antiken Schriften übernommenen Anwendungen zu den abgebildeten Pflanzen. Längst zählt es zu den bedeutendsten Werken der botanischen Literatur.
Als man vor zwanzig Jahren anlässlich des 500. Geburtstags des berühmten Botanikers einen Kräutergarten anlegte, orientierte man sich bei der Pflanzenauswahl an dem Spektrum der von Leonhart Fuchs beschriebenen Pflanzen. Als Standort für den sogenannten Fuchsgarten entschied man sich für den ehemaligen Gärtnereibereich im Hofgarten Ansbach, der in der Nachkriegszeit als Rosengarten angelegt wurde. Zeitgleich wurde hier am Standort ehemaliger Gewächshäuser das neue Citrushaus errichtet. Heute werden wieder über 200 Pflanzenarten aus dem „New Kreüterbuch“ von den Gärtnern der Schloss- und Gartenverwaltung Ansbach gepflegt und vermehrt. Dabei wird von vielen schwer zu beziehenden Arten selbst Saatgut gewonnen, jährlich neu ausgesät oder in der Gärtnerei des Hofgartens herangezogen, um die Kräutersammlung zu erhalten.
Unter all diesen Heilpflanzen beschrieb Fuchs auch einige Giftpflanzen, von denen in diesem Jahr zehn Pflanzen exemplarisch im Fuchsgarten präsentiert werden. Von eher schwach giftigen Gewächsen wie dem Wurmfarn, dessen Einnahme (wie der Name schon sagt) Darmparasiten bekämpfen sollte, bis hin zu der giftigsten einheimischen Pflanze, dem gelben Eisenhut. Leonhart Fuchs empfahl ihre Anwendung entsprechend auch nur äußerlich „zu tödtung der leüß unnd nissen“, doch würde man unter heutigen Gesichtspunkten auch davon eher abraten.
Der Grat zwischen Heil- und Giftpflanze ist schmal. Und auch wenn einige Pflanzenstoffe, wie das aus dem hoch giftigen Wunderbaum gewonnene Rizinusöl, auch heute noch Verwendung finden, so soll die Pflanzenpräsentation keine Tipps zur Selbsttherapie geben. Vielmehr bietet sie einen Einblick in die medizinischen Konzepte des Mittelalters und ermöglicht eine direkte Gegenüberstellung der lebenden Pflanzen mit den kolorierten Holzstichen aus dem „New Kreüterbuch“, die wegweisend für die Pflanzendarstellung ihrer Zeit waren.
Heilende Gifte – Präsentation von Giftpflanzen im Fuchsgarten im Hofgarten Ansbach (9. Juni bis 3. Oktober 2021). Alle Infos zur Ausstellung und dem Hofgarten Ansbach findet ihr auf unserer Webseite.