Von Lisa Caroline Heun //
Wählerische Spezialisten in Gefahr
Immer wieder sind die Bedürfnisse und der Schutz der Bienen im Fokus der Medien und der Öffentlichkeit. Durch Versiegelung und die Überprägungen natürlicher Vegetationen und Naturräume wird der Lebensraum für die Bienen knapp. Dabei spielen für unsere kleinen Freunde insbesondere das fehlende Angebot an ausreichend Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten eine entscheidende Rolle. Das trifft nicht nur auf die Honigbienen zu. Diese bewohnen als Kolonien nämlich meist die Bienenstöcke der wachsamen, hilfegebenden Imker, benötigen dennoch eine große Menge an Pollen und Nektar zur Aufzucht ihrer Brut und zur Honigproduktion. Noch schwerer haben es da aber unsere heimischen Wildbienenarten.
Im Gegensatz zur Honigbiene sind Wildbienen hochspezialisiert und haben besonders hohe Ansprüche an ihre Lebensräume. Es gibt rund 560 verschiedene Wildbienenarten in Deutschland, welche neben ihren prägenden Unterschieden in Aussehen und Größe auch völlig unterschiedliche Vorlieben für spezifische Pollenquellen, sprich Pflanzenarten, als auch ihre Nistplätze haben. Grundsätzlich kann der Erhalt der Wildbienen durch eine große Strukturvielfalt gefördert werden. Dazu zählen unter anderem Blühhecken, Altholzvorkommen, offene Rohbodenflächen und ein reichhaltiges Angebot aus blühenden Pflanzen. Doch wo sind solche Bedingungen in unserer heutigen Kulturlandschaft noch gegeben?
Priorität Naturschutz in unseren Parkanlagen
Anders als vermutet bieten insbesondere Städte mit ihren Grün- und Parkanlagen ein reiches Angebot für viele bedrohte und hoch anspruchsvolle Bienenarten. Hierfür ist allerdings eine abwechslungs- und strukturreiche Gliederung und ein hohes Vorkommen einheimischer Pflanzenarten Voraussetzung. Unsere denkmalgeschützten Schloss-, Burg- und Landschaftsgärten stellen als große Grünflächen wichtige Biotope und Habitate für viele Tiere und Pflanzen in den Stadtgebieten dar und dienen so dem Erhalt und der Steigerung der Biodiversität und Artenvielfalt sowie den Schutz gefährdeter Arten. Dieser hohen Bedeutung sind wir uns als Bayerische Schlösserverwaltung bewusst und nehmen die daraus resultierende Verantwortung aktiv wahr. Neben unserer Hauptaufgabe dem Denkmalschutz sind wir daher auch dem Natur- und Artenschutz verpflichtet. Dabei werden auch die Bedürfnisse der Wildbienen berücksichtigt.
Blütenauswahl für Feinschmecker
Allein eine große Anzahl an Pflanzen für mehr Nahrung bereitzustellen reicht nicht aus. Denn nicht alle schönen und duftenden Blüten schmecken unseren Bienen auch. Deshalb achten wir in unseren Anlagen auf eine große Artenvielfalt. Einheimische Blühpflanzen werden von den Wildbienen am häufigsten als Pollen- und Nektarquelle genutzt. Diese können sich insbesondere in den naturnahen Bereichen, Wiesenflächen und Waldsäumen ansiedeln. Die extensive Nutzung vieler Bereiche, welche durch nur wenige Mahdtermine und den Verzicht auf künstliche Düngung gekennzeichnet ist, fördert die Aussamung der Pflanzen und damit sowohl den Erhalt als auch die Neuansiedlung vieler, oftmals gefährdeter Arten. Mit einer Auswahl an früh-, mittel- als auch spätblühenden Pflanzenarten steht den Bienen in den Parks und Gärten der Bayerischen Schlösserverwaltung das ganze Jahr durchgehend Nahrung zur Verfügung, während es anderorts gerade außerhalb des Sommers, oftmals an entsprechendem Angebot mangelt. Unsere natürlichen Wiesen- und Waldflächen sollen daher auch durch unsere Parkregeln vor unnötigen Belastungen und Zerstörung, welche durch Betreten und Bespielen, Picknicken oder Campen entstehen können, geschützt und bewahrt werden. Somit an dieser Stelle auch der Appell an Euch: Haltet die Gebote, welche u.a. an den Eingängen der Anlagen nachzulesen sind, zum Schutz der Natur bitte ein!
Aber nicht nur Wiesenblumen sind Nahrungsquellen für unsere kleinen Hautflügler, sondern auch die Blüten unserer vielzähligen Gehölzbestände werden gerne angeflogen. Die kleinen Weidenkätzchen spielen hier zum Bespiel für die frühfliegenden Arten als erste Pollenquelle im Jahr eine entscheidende Rolle! Doch unsere Parks bieten noch mehr: Die auffallende Blütenpracht der zahlreichen Obstwiesen und –haine ziehen die fleißigen Sammler ebenso magisch an, wie auch die unauffälligen Blühaspekte in unseren großen Lindenalleen. Weitere Gehölze mit pollen- und nektarreiche Blüten sind Ahorn, Schlehen, Kornelkirschen und auch der prächtig-blühende Fliederstrauch, welche die Umfelder unsere Schlösser schmücken. Aktuell steht vielerorts der Weißdorn in voller Blüte – ein gefundenes Fressen! Und Apropos Essen: Viele Gemüsearten, wie sie in unseren Küchengärten präsentiert werden, sind nicht nur für den Menschen interessant, sondern auch echte Bienenweiden.
Ein Unterschlupf zum Schutz
Auch in Sachen Nistplatzwahl versuchen wir den kleinen Summern unter die Flügel zu greifen. Neben unterirdisch nistenden Arten, welche beispielsweise ihre Nester in den Boden graben oder in offenen Bodenstellen unterkommen, gibt es auch oberirdische Nister, die vor allem in hohlen Stängeln und in Käferbohrlöchern oder selbstgenagten Gängen in Alt- und Totholz zu finden sind. Wildbienen benötigen dabei stets das Nebeneinander von Nahrungsquelle, entsprechenden Nistplätzen und Baumaterial. Soweit es die Verkehrssicherheit in unseren Anlagen zulässt, verbleiben daher auch sowohl stehendes als auch liegendes Alt- und Totholz in den Beständen. Bei Starkwetterereignissen oder das natürliche Absterben von Gehölzen entstehen immer wieder offene Bodenstellen, welche durch die Tierchen besetzt werden können. Damit diese auch als Habitat von den Wildbienen angenommen werden, müssen diese Bereiche allerdings ausreichend besonnt sein, da die Bienenlarven hohe Temperaturen brauchen, um zu überleben und sich zu entwickeln. Ihr seht schon: höchst anspruchsvolle Tierchen, diese Wildbienen! Von der Strukturvielfalt unserer Parkanlagen profitieren natürlich auch viele andere Tiere, von nützlichen Insekten über Vögel bis hin zu lgeln, die in solchen strukturreichen Bereichen ihr Quartier beziehen.
Lassen wir es summen!
Auch ein Privatgarten birgt natürlich das Potential, ein kleines Paradies für Wild- und Honigbiene, Insekten und andere Kleintiere zu werden. Die angesprochenen Vielfalt in unseren Anlagen können auch im eigenen Garten angelegt und gestaltet werden. Blühwiesen statt kurzgehaltenen Rasenflächen, einheimische Blühgehölze als Heckenpflanzungen und auch Obstbäume und Beerensträucher sind eine tolle Bienenweide! Durch die großartige Bestäuberleistung der Wildbienen könnt ihr euch dabei auch schon auf reiche Erträge an Obst und Beeren freuen. Ein komplett wild und frei wachsender Garten ist dabei überhaupt nicht nötigt. Lasst einfach der Natur in abgelegenen Bereichen eures Gartens etwas Freiraum und verzichtet auf gefüllte Sorten in den Beetflächen. Auch eine einfache Blüte ist wunderschön anzusehen und nützt dabei auch noch den Bienchen als Nahrungsquelle!
Projektstart zum Artenschutz
Zum Schluss noch eine kurze Aussicht auf eines unserer aktuell anlaufenden Projekte:
In ausgewählten Parks der Bayerischen Schlösserverwaltung hat im vergangen Sommer ein weiteres Projekt zur Förderung unserer Artenvielfalt und dem Schutz gefährdeter Tiere und Pflanzen begonnen. Im Rahmen des Biodiversitätsprojekts werden in den Schlossparks Nymphenburg in München, Eremitage in Bayreuth, sowie der Rosenau in Coburg Erhebungen der vorhanden Insekten- und Pflanzenvielfalt durch ein Team erfahrener Kartierer vorgenommen. Diese Inventarisierung und Bestimmung seltener und bedrohter Arten dient als Grundlage zur Berücksichtigung bedeutender Arten im Rahmen unserer Anlagenpflege. Erste Zwischenergebnisse aus dem Nymphenburger Schlosspark zeigen dabei erste interessante Erkenntnisse zum Vorkommen seltener und bedrohter Tierarten, die in anderen Teilen der Münchner Naturlandschaft verdrängt wurden. Solltet ihr also in den nächsten Monaten bei einem Spaziergang Personen mit Netzen und anderen Gerätschaften durch unsere Parkanlagen schleichen sehen, ist das Profiteam erneut im Einsatz. Und wir sind gespannt auf weitere Funde!