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Weidmannsheil und Weidmannsdank! Von der fürstlichen Jagd im Spätmittelalter und der neuen Sonderausstellung auf der Cadolzburg

jagdbuch cadolzburg ausstellung

Von Barbara Stockmann M.A., Museumspädagogin

„Hatz und Hund, Spruch und Prunst. Fürstliche Jagd im späten Mittelalter“ – so betitelt sich die neue Sonderausstellung auf der Cadolzburg, die seit dem 12.10.2019 zu sehen ist. Fürstlich eröffnet wurde sie allemal – als abschließender Programmpunkt des ersten Hohenzollerntages auf der Cadolzburg zog es die Besucher zum Thema „Tierisch was los“ auch am Abend in die Burg.

Begrüßt wurden die Besucher von der Jagdhornbläsergruppe der Jägerschaft Fürth Stadt und Land und ihrem Jägergruß – im Erkersaal besonders klangvoll und einmalig! Nach einer Vorstellung von Frau Dr. Piereth, welche die Sonderausstellung kuratierte, ging es sogleich los mit einem Vortrag zum eindrucksvollsten Schauobjekt der Sonderausstellung: ein kleines Jagdhandbuch aus Süddeutschland aus der Zeit um 1450, welches mit einem facettenreichen Wissensstand die Jägerschaft seiner Zeit in Kenntnis setzte. Dr. Simone Schultz-Balluff von der Universität Bonn hat sich mit ihrer Forschungsarbeit dem Jagdbüchlein, welches tatsächlich nur das Format eines gängigen Reclamheftes aufweist, angenommen und mehrere Themenfelder in der Handschrift näher untersucht. Bemerkenswert ist, dass ein Teil der Handschrift wohl bereits ins 14. Jahrhundert datiert werden kann, während andere Passagen späteren Zeiten zuzuordnen sind – außerdem hält sie es durchaus für möglich, dass es sich um ein fränkisches Büchlein handelt und es somit direkt in die Zeit der Cadolzburger Kurfürsten fallen würde. Frau Schultz-Balluff übersetzte den Zuhörern mehrere Textpassagen aus dem Mittelhochdeutschen und brachte somit den einen oder anderen zum Schmunzeln, „ge, geselle da get her das swein / huet dich lieber knecht [Jagdhund] es mag wol ein eber sein.“

Nach dem Vortrag richtete der Fürther Landrat Herr Dießl, selbst Jäger und Besitzer des sogenannten „Grünen Abiturs“, ein paar Worte ans Publikum und stellte einen Zusammenhang zwischen der Jagd damals und heute her. Anders als im Spätmittelalter, dürfen heute Wildschweine beispielsweise von jedermann mit Jagdschein geschossen werden und sind nicht Politikern oder wohlhabenden Bürgern vorbehalten, wie es im Spätmittelalter beim Kurfürsten mit dem Recht des „Wildbanns“ der Fall war! Weniger verbreitet heute ist die bereits angesprochene Beizjagd – also einen Vogel, wie einen Habicht oder Falken, so abzurichten, dass er dem Jäger seine Beute aus dem niederen/hohen Flug bringt. Das Publikum, welches zum Großteil aus Jägern bestand, nickte eifrig und lauschte gespannt den Worten des Landrats.

Sonderausstellung Jagd Cadolzburg Eröffnung

© Bayerische Schlösserverwaltung / Barbara Stockmann

Die Fürther Jagdhornbläser beendeten die Vorträge mit einem Jägermarsch, und ein Ausstellungsbesuch mit Frau Dr. Piereth konnte letzte Fragen bei Besuchern klären. Die kleine Sonderschau befindet sich im Erdgeschoss des Burgerlebnismuseums und zeigt neben Textbannern, der Handschrift des Jagdbüchleins auch ein paar Originale – darunter auch ein ausgestopftes Habichtsweibchen, welches sogar Niederwild erlegen kann! Es sind Fährten zu lesen, wahlweise Jagdhornsignale zu hören und das Jagdbuch aus der Vitrine in einer Multimediastation digital eigenhändig durchzublättern.

Übrigens: Wer nicht genug von der Jagdleidenschaft bekommen kann, kann in der Dauerausstellung mehr erfahren. Im 3. OG des Museums ist eine besondere Abteilung dem Thema Jagd gewidmet! Außerdem gibt es auch aus museumspädagogischer Sicht allerhand „wilde“ Aktionen – vom Herstellen und Abschießen eines Pappmaché-Wildschweins für Kinder bis hin zur Hubertusmesse im Neuen Schloss (2.11.), einer Halali-Veranstaltung zwischen Ansbach und Cadolzburg (23.11.) und im Februar abschließend einem wilden Dinner – mit Sonderführung durch die Schau und einem abschließenden Candle-Light-Dinner im benachbarten Sporcher Nest.

Seid also gespannt und lasst Euch die fürstliche Jagd nicht entgehen, die Ausstellung läuft noch bis 02.02.2020!

 


Beitragsbild: Jagdbuch, Süddeutschland, um 1450 mit späteren Ergänzungen; Handschrift auf Papier, (85 Bl. Schrift: Bastarda und Notula von verschiedenen Händen); Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität in München, 8°Cod.Ms 354.