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YES! Die Königsschlösser Ludwigs II. sind UNESCO-Welterbe der Menschheit

Schloss Neuschwanstein, Ostansicht

Am 12. Juli 2025 nahm das UNESCO-Welterbekomitee auf seiner 47. Sitzung in Paris die von König Ludwig II. geschaffenen Schlösser Neuschwanstein, Linderhof mit dem Königshaus am Schachen und das Neue Schloss Herrenchiemsee in den erlesenen Kreis der Welterbestätten auf. Nach jahrelangen Vorbereitungen und einigen Hürden war die Freude darüber nicht nur bei den Antragstellern der Bayerischen Schlösserverwaltung und den vielen Unterstützern in Bayern groß. Die weltweite positive Resonanz auf diese Meldung war riesig und sie zeigt, dass Ludwigs Traumschlösser die Eintragung der Königsschlösser in die Welterbeliste mehr als verdient haben.

Linderhof Herrenchiemsee Schachen UNESCO Welterbe

Für die meisten Besucher von Neuschwanstein gehörte Deutschlands berühmtestes Schloss gedanklich schon lange zum UNESCO-Welterbe und oftmals war das Erstaunen groß, dass dem (bis jetzt) nicht so war. Allein die Berühmtheit eines Denkmals ist für die UNESCO noch kein Grund, diesen begehrten Titel zu verleihen. Es bedarf umfangreicher Antragsunterlagen mit Begründungen und Nachweisen für den außergewöhnlichen universellen Wert und die langfristigen Schutzmaßnahmen zur Erhaltung des Kulturgutes. Wie lange solch ein Nominierungsprozess dauern kann und welcher Aufwand mittlerweile dahintersteckt, soll ein kurzer Rückblick aufzeigen.

Alpsee Neuschwanstein

Der Alpsee mit Blick auf Schloss Neuschwanstein. Foto: BSV/Freudling

Die ersten Ideen, die Königsschlösser Ludwigs II. in die Welterbeliste aufzunehmen, gehen bis in die 1990er Jahre zurück, als der damalige Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Michael Petzet, die ausufernde touristische Vermarktung in Hohenschwangau kritisierte und dabei anmerkte, dass Schloss Neuschwanstein mit guten Gründen auch in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen werden könnte. (Denkmalpflege Informationen, Ausgabe B Nr. 105 vom 12. August 1997) Schon kurze Zeit später formierten sich in der bayerischen Landespolitik Unterstützer zunächst für die Idee Schloss Neuschwanstein (2001) und wenig später (2007) alle Königsschlösser Ludwigs II. als serielle Nominierung zum UNESCO-Welterbe vorzuschlagen. Bevor es mit der eigentlichen Antragserstellung losgehen konnte, mussten zunächst bayern- und deutschlandweite Auswahlverfahren durchlaufen werden. 2014 bestätigte die deutsche Kultusministerkonferenz der Länder die grundsätzliche Welterbewürdigkeit der Königsschlösser: Die Schlösser verkörpern in weltweit einzigartiger Zuspitzung eine spätromantisch-historistische Architekturkonzeption, die auf vielfältige Weise die Kulturepoche des späten 19. Jahrhunderts repräsentiert.

Der offizielle Nominierungsprozess der Königsschlösser Ludwigs II. startete 2015 mit der Eintragung in die deutsche Vorschlagsliste zum UNESCO-Welterbe unter dem Arbeitstitel: „From Dreams to Reality – The palaces of King Ludwig II of Bavaria: Neuschwanstein, Linderhof, Schachen and Herrenchiemsee“. Begleitet von Fachtagungen zur Venusgrotte und vielen Expertengesprächen entstand ein über 400 Seiten starkes Nominierungsdossier mit den Themen Welterbewürdigkeit, Erhaltungszustand und Schutz entsprechend den Vorgaben der UNESCO.

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Dazu erstellte die Bayerische Schlösserverwaltung einen Managementplan für den langfristigen Umgang und den weitreichenden Schutz für das Umfeld des nominierten Gutes Königsschlösser Ludwigs II. Die UNESCO fordert für jede Nominierung Schutzzonen, sogenannte „buffer zones“, ohne die eine Eintragung nicht erfolgreich sein kann. In intensiven Abstimmungen und Gesprächen mit den Gemeinden am Chiemsee, in Ettal, Garmisch-Partenkirchen und vor allem Schwangau stimmten die betroffenen Anwohner mehrheitlich für die ausgewiesenen Pufferzonen und letztlich die UNESCO-Nominierung.

Am 1. Februar 2024 konnte schließlich der fertige Antrag zur Nominierung der Königsschlösser Ludwigs II. fristgerecht bei der UNESCO in Paris eingereicht werden. Nun begann eine intensive Evaluierungsphase durch ICOMOS-International (International Council of Monuments and Sites, die weltweit bedeutendste Denkmalinstitution). Zahlreiche Experten durchforsteten die Antragsunterlagen, Pläne und Begründungen. Ein von ICOMOS bestellter Gutachter bereiste im September 2024 die Königsschlösser Neuschwanstein, Linderhof mit Schachenhaus und Herrenchiemsee und machte sich selbst ein Bild vom Erhaltungszustand und den getroffenen Schutzmaßnahmen.

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Foto: BSV/Heiko Oehme

Alle diese Expertisen wurden Anfang 2025 nach mehreren Rückfragerunden von ICOMOS in einem finalen Gutachten zusammengefasst mit der Empfehlung: ICOMOS recommends that The Palaces of King Ludwig II of Bavaria: Neuschwanstein, Linderhof, Schachen and Herrenchiemsee – From Dreams to Reality, Germany, be inscribed on the World Heritage List on the basis of criterion (iv).

Dieses Gutachten diente als Beschlussvorlage für die UNESCO-Sitzung im Juli 2025 in Paris. Darin wird die Eintragung der Königsschlösser Ludwigs II. in die Kulturerbeliste der Menschheit unter anderem aus folgenden Gründen vorgeschlagen:Being staged visual architecture for poetic, imagined worlds, the four palaces made full use of the stylistic trends and technical possibilities of the era. To achieve the desired results and effect of “total works of art” (Gesamtkunstwerke), the best artists, craftspeople, and latest technologies were used.

Tischlein-deck-dich Linderhof

Das ‚Tischlein-deck-dich‘ im Speisezimmer von Schloss Linderhof. Foto: BSV/Gruber, Scherf

Diesen Argumenten folgte das Welterbekomitee am 12. Juli 2025 auf seiner 47. Sitzung in Paris und beschloss die Aufnahme der Schlösser Neuschwanstein, Linderhof mit Schachenhaus und Herrenchiemsee in die Welterbeliste nach Kriterium iv der Welterbekonvention (an outstanding example of a type of building, architectural or technological ensemble or landscape which illustrates (a) significant stage(s) in human history): „Conceived as places of seclusion, the four castles were built under the meticulous direction of King Ludwig II. They were designed as total works of art of remarkable beauty, scale and luxury, and incorporate scenic and theatrical effects.”

spiegelgalerie herrenchiemsee

Blick in die Große Spiegelgalerie des Neuen Schlosses Herrenchiemsee. BSV/Kreativinstinkt

Besonders der gute Erhaltungszustand der Königsschlösser überzeugte die internationalen Experten von ICOMOS: „All the component parts of the property are in a good state of conservation and remain largely unchanged since the death of King Ludwig II. They are characterized by their exceptional locations, outstanding natural beauty of their settings, and deliberately chosen seclusion.”

Neues Schloss Herrenchiemsee

Das Neue Schloss Herrenchiemsee. BSV/Kreativinstinkt

Schloss Linderhof

Schloss Linderhof im Graswangtal. BSV/Gruber, Scherf

Schloss Neuschwanstein

Schloss Neuschwanstein in den Ammergauer Alpen. BSV/Kreativinstinkt

schachen nach nordosten

Das Königshaus am Schachen im Wettersteingebirge. BSV/Weber

Die jahrelangen Vorbereitungen, Abstimmungen und Diskussionen waren den Aufwand wert. Die Königsschlösser Ludwigs II. sind nach den ersten Ideen in den 1990er Jahren, den langwierigen Vorbereitungen für die deutsche Vorschlagsliste bis 2015 und nach 10-jähriger Nominierungszeit mit intensiver Arbeit endlich in den prominenten Kreis des Weltkulturerbes aufgenommen worden.

UNESCO Sitzung 12 Juli 2025 Paris

Am 12. Juli 2025 waren für Deutschland auf der 47. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees mit dabei: Alexander Wiesneth (Bayerische Schlösserverwaltung), Kerstin Pürschel (Botschafterin Ständige Vertretung Deutschlands bei der UNESCO in Paris), Carolin Kolhoff (Deutsche UNESCO-Kommission), Lisa Biburger (Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst), Friederike Hansell (Auswärtiges Amt Berlin), Martina Lochen (Ständige Vertretung Deutschlands bei der UNESCO in Paris)

Größter Dank gebührt den vielen am Nominierungsprozess Beteiligten im Auswärtigen Amt Berlin, in den zuständigen bayerischen Ministerien, in der Bayerischen Schlösserverwaltung, im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und den anliegenden Gemeinden. Ohne ihre Unterstützung und tatkräftige Mitarbeit wäre eine erfolgreiche Nominierung nicht möglich gewesen. Diesen Prozess von Anfang an zu begleiten, mitzugestalten und erfolgreich zum Abschluss zu bringen gehört sicherlich zu den schönsten Aufgaben in der Denkmalpflege.

König Ludwig II.

König Ludwig II. in Zivil, 1884; Reproduktion einer historischen Porträtfotografie. Herrenchiemsee, Ludwig II.-Museum

Die Königsschlösser Ludwigs II. faszinieren seit ihrer Entstehung weltweit die Menschen über alle Kulturgrenzen hinweg. Gleichzeitig wurden sie von der Fachwelt auch immer wieder kritisch und als „Kitschkunst“ bewertet. Der UNESCO-Welterbetitel stellt die Schlösser Neuschwanstein, Linderhof, Schachen und Herrenchiemsee begründet auf eine Ebene mit der Alhambra (Spanien), Schloss Versailles (Frankreich) oder der Wartburg in Thüringen, um nur einige herausragende Kulturstätten auf der Welterbeliste zu nennen. Diese weltweite Anerkennung durch die höchste Instanz für Kulturdenkmäler haben die Königsschlösser und damit auch ihr Schöpfer König Ludwig II. mehr als verdient.

 

 


Titelbild: Schloss Neuschwanstein. Foto: BSV/Kreativinstinkt, 3 runde Kacheln: BSV/Freudling und Brandl