Von Uta Piereth, Katharina Martini und Manuela Rienks

Vielleicht habt ihr euch das auch schon einmal gefragt. Was muss bei einem Ausstellungsaufbau alles gemacht werden? Welche Gewerke gehören dazu? Wer muss alles vor Ort sein und in welcher Reihenfolge wird alles eingebaut? In diesem Blogbeitrag berichten wir vom Ausstellungsaufbau im Verfassungsmuseum auf der Herreninsel, das ab morgen (11.08.2023) seine Türen für Besucherinnen und Besucher öffnet.

Seit 2020 arbeitete die Bayerische Schlösserverwaltung gemeinsam mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit an der Neukonzeption und entwickelte die Ausstellung „Der Wille zu Freiheit und Demokratie. Der Verfassungskonvent von Herrenchiemsee 1948“. Sie tritt nun an die Stelle der Präsentation, die seit 1998 – damals erarbeitet vom Haus der Bayerischen Geschichte – in den Räumlichkeiten des sogenannten Alten Schlosses an den Verfassungskonvent vor nun 75 Jahren erinnerte.

Was braucht man zuerst?

Der Aufbau eines neuen Museums ist zunächst einmal mit viel Planungs- und Koordinierungsarbeit verbunden. Dabei hat uns das Gestaltungsbüro bauer & bauer medienbüro in Nürnberg als Ausstellungsgestalter unterstützt. Christian Bauer hat die Einrichtungsmodule konzipiert und alle Gewerke koordiniert, einen Zeitplan erstellt und als Bauleiter fungiert. Auch die bereits seit Herbst 2022 einsetzenden, bauseits notwendigen Vorbereitungen an den historischen Raumschalen (inklusive der vom Restaurierungszentrum geplanten Restaurierungsmaßnahmen an den originalen Tapeten) und die neuen Strom- und Datenleitungen für die Ausstellung mussten miteinander abgeglichen werden.

Welches Element ist die „Grundlage“?

Die tatsächliche Ausstellungseinrichtung vor Ort in Herrenchiemsee begann Anfang April 2023 mit dem Verlegen eines neuen Bodens in einem der Räume. Diesen wollten wir als Träger von Information und Impulsen nutzen, da wir im Museum insgesamt verhältnismäßig wenig Quadratmeter für viele komplexe Themen zur Verfügung haben. Und die übrigen Einbauten konnten wir selbstverständlich erst vornehmen, sobald der Boden, der diese Elemente trägt, verlegt war.

Grundgesetzartikel am Boden des letzten Ausstellungsraums; Foto: bauer & bauer medienbüro, Nürnberg

Eigentlich war dies auch der Zeitpunkt, an dem die Wände der Museumsräume schon in den neuen Ausstellungsfarben gestrichen sein sollten. Doch hier machte uns die Wandbeschaffenheit der historischen Räumlichkeiten des ehemaligen Augustiner Chorherrenstifts einen Strich durch die Rechnung. Der Auftrag der zulässigen denkmalkonformen Farbe bewirkte, dass an einigen Stellen Flecken zu Tage traten, die ein nochmaliges Überstreichen später als geplant notwendig machten. Doch zählt es nun einmal zum Auftrag der Bayerischen Schlösserverwaltung, ihre Liegenschaften denkmalpflegerisch zu behandeln. Und so sind wir froh über den nun gelungenen Kompromiss.

Wie kommen die Ausstellungselemente auf die Insel?

Alle weiteren Aufbauten sollten aufgrund der Insellage des Museums in nur zwei Wochen vonstattengehen. Dies erforderte eine penible Detailplanung und große Koordinierungsleistung. Die erste Aufbauwoche lag im Mai 2023. Der Transport des gesamten Materials erfolgte mit einer Lastenfähre der Bayerischen Schlösserverwaltung.

Ausstellungselemente mit Texten in der Schreinerei Blos; Foto: bauer & bauer medienbüro, Nürnberg

Die Ausstellungstexte, die unsere Grafikfirma gesetzt hatte, wurden bereits in der Schreinerei direkt auf die Architekturelement gedruckt und mussten anschließend auf die Insel transportiert werden. Auf der Herreninsel kamen die Text- und Bildtafeln in die entsprechenden Räume, wo die Schreiner sie aufgestellten und fixierten.

Gleichzeitig konnten in dieser Woche bereits alle Stoffbahnen mit Texten und Bildern in der Ausstellung aufgehängt werden. Die Grafikerinnen hatten auch sie im Vorfeld gestalterisch und drucktechnisch vorbereitet.

Stoffbahn der Firma markelos GmbH mit Flagge der Sowjetunion, davor Katharina Martini

An den bereits eingebauten Elementen der Schreinerei montierten wir mit Hilfe unserer Skulpturenrestauratorin schon erste Objekte. Nach und nach nahm nach einer intensiven ersten Woche die Ausstellung Farbe und Gestalt an. Doch war auch schon absehbar: Es bleibt noch viel zu tun!

Skulpturenrestauratorin Marion Biesalski bei der Montage eines zeitgenössischen Kunstwerks

Wofür brauchen wir Kirchenmalerinnen und eine Kunstschlosserei?

Nach einer kurzen Verschnaufpause und Fertigungsrunden ging es in der zweiten Aufbauwoche im Juni dann hoch her. Zu den Schreinern und Grafikerinnen, die ohnehin schon im Alten Schloss schwitzten und werkelten, kamen nun noch eine Kunstschlosserei, Kirchenmalerinnen und Medientechniker hinzu. Die Grafikerinnen brachten dieses Mal bedruckte Acryl- und Glastafeln mit weiteren Texten und Bildern mit, die teils in schweren Ständern verankert wurden, ohne die historischen Böden zu schädigen. Für sämtliche Metalleinbauten – für diese „Füße“ ebenso wie für die Silhouetten von Möbeln, Namensschilder u.a. – war die Kunstschlosserin verantwortlich. Aktentaschen von wichtigen Teilnehmern des Konvents wurden von der Schlosserei clever so mit Metall ausgekleidet, dass sie stabil, aber zugleich nicht leicht wegzutragen sind ohne diese Einbauten nach außen zu zeigen.

Aktentasche mit unsichtbaren Einbauten des Kunst- und Bauschlosserei Thomas Hürner

Bei diesem Aufbautermin waren auch die Mediengeräte in der Ausstellungsarchitektur einzubringen: Rechner, Monitore, Kopfhörer. Dabei war nicht nur die Einpassung der Software in die vorgesehenen Bildschirmausschnitte an ausgesparten Stellen ein ganz schönes Geduldspiel…

Noch passt der Text nicht in den Ausschnitt der Holzplatte bei der Medienstation Synopse

Nun war es auch soweit, dass weitere reale Exponate in die fertigen, sorgfältig gereinigten Vitrinenbauten platziert werden konnten. Bei einer außergewöhnlichen Vitrine mussten gleich mehrere Schreiner nach der Einbringung des Objekts durch die Textilrestauratorin den Glassturz nach oben gegen die Decke schieben, während die Kollegen die Verschalung im unteren Bereich der Säulenvitrine anbrachten. Am Ende war es geschafft und das Barett eines Bundesverfassungsrichters kann in dieser Vitrine eine besondere Wirkung entfalten!

Barett eines Bundesverfassungsrichters in Säulenvitrine, daneben Textilrestauratorin Cornelia Wild

Die Kirchenmalerinnen und -maler brachten die Texte, die direkt auf die Wand kommen sollten, mit Hilfe von Schablonen an die Wände im Alten Schloss.

Was kommt zum Schluss?

Zwar war nach diesen beiden Wochen ein Großteil der Ausstellung aufgebaut, aber es fehlten noch ein paar „Kleinigkeiten“. Es galt, noch einen ganzen Raum mit historischen Möbeln und Objekten aus der Zeit Ludwigs II. einzurichten, der für die Besuche auf der Baustelle seines Neuen Schlosses im Alten Schloss übernachtet hatte. Außerdem bestückten wir weitere Vitrinen, bauten Hands-On-Objekte ein, hängten eine Grafik auf und ergänzten ein historisches Möbelstück, um die Ausstellung zu vervollständigen. Hier konnten wir uns auf die Hilfe unserer Kolleginnen und Kollegen aus der Schlösserverwaltung – sei es vor Ort oder in der Hauptverwaltung in München – stets verlassen. Sie unterstützen uns bei diesen Aufgaben mit Rat und Tat. Befüllung, Testlauf und Kontrolle der verschiedenen Medienstationen kamen als letzte Komponente der Museumseinrichtung Schritt für Schritt hinzu – inklusive verstärkter Sicherungen, Gerätetausch und Verbesserungen im Handling.

Manuela Rienks beim Putzen einer Vitrine bevor ein letztes Objekt eingebracht werden kann

Eine letzte „Zutat“ erhielt die Ausstellung kurz vor Eröffnung im Außenbereich durch eine Skulptur aus der Bildhauerwerkstatt der Schlösserverwaltung. Diese Skulptur lehnt sich an das Ausstellungssignet an und soll den Besucherinnen und Besuchern der Insel den Weg in die Ausstellung weisen.

Skulptur aus acht Holzwürfeln in der Bildhauerwerkstatt der Schlösserverwaltung in Nymphenburg

Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Helferinnen und Helfern sowie Projektbeteiligten herzlich bedanken. Allen Gästen wünschen wir ab morgen einen anregenden Besuch im neuen Verfassungsmuseum im Alten Schloss auf der Herreninsel!

Beteiligte Firmen (Auswahl)

AUSSTELLUNGSGESTALTUNG
bauer & bauer medienbüro GmbH, Nürnberg

GRAPHIK
markelos GmbH, Nürnberg; hausel werbung GmbH, Cadolzburg

AUSSTELLUNGSMEDIEN
Reunion Media, Norden; bauer & bauer medienbüro GmbH, Nürnberg

AUSSTELLUNGSBAU
Schreinerei Blos, Offenhausen; Kunst- und Bauschlosserei Thomas Hürner, Cadolzburg