Autor: Christian Quaeitzsch

Ludwig I Bayern Verfassung

Verfasst, erfasst, geliebt oder gehasst? Die bayerische Verfassung im königlichen Staatsporträt

„Unser“ Jubiläumsjahr in der Residenz und der Schlösserverwaltung neigt sich langsam dem Ende zu: Viel gab es 2018 zu feiern und an Vieles zu erinnern. Nicht nur die feierliche Wieder- und Neueröffnung des Königsbaus nach zehnjähriger Schließung, sondern auch das 100jährige Bestehen der BSV als Institution des Freistaats, der gleichfalls vor einem Jahrhundert im November 1918 mit der Ausrufung der bayerischen Republik durch den USPD-Politiker und späteren Ministerpräsidenten Kurt Eisner aus der Taufe gehoben wurde.

Hartschiersaal Residenz Muc

München leuchtet – Ein Relikt fürstlicher Festkultur des 19. Jahrhunderts in der Residenz

Besucher, die derzeit den weitläufigen und normalerweise wohltuend leeren „Hartschiersaal“ im Westen der Residenz betreten, weichen vielleicht erstmal erschrocken zurück: Dort, wo in kurfürstlichen Tagen die herrschaftlichen Leibgardisten, die „Hartschiere“, gemächlichen Wachdienst taten, schnaubt, klirrt und trampelt es – eine unabsehbare Kavalkade von Pferden, die hochgerüstete Militärs tragen, wälzt sich entlang der Fensterseite durch den Raum. Zum Glück sind Ross und Reiter, wiewohl fast lebensgroß, doch nur gemalte Pappkrieger: Fast 14 Meter lang und drei Meter hoch ist das gewaltige Band aus dünner Leinwand, auf dem der gewaltige Heereszug in lichtdurchlässigen Braun- und Grautönen dargestellt ist.

Maßvoll, aber nicht zu maßvoll - nach irgend etwas soll der Wein ja noch schmecken....

Powerfrauen am Münchner Himmel – Ein gemalter Tugendkatalog im Antiquarium

Wenn sich heutige Besucher unter der beeindruckend breiten Wölbung des Antiquariums aus der Höhe herab beobachtet fühlen, trügt sie dieses Gefühl nicht. Denn während die Aufseher nur mit freundlicher Diskretion darauf achten, dass niemand die breite Sitzbank aus rötlichem Marmor als Spazierweg missdeutet und aus den kalten Marmoraugen der aufgereihten Kaiserbüsten allein blasiertes Desinteresse gegenüber dem des höfischen Lateins kaum kundigen Fremdling strahlt, spähen vom Scheitel des Gewölbes 16 kritische Augenpaare auf ihn herab.

So stellte sich Hofmaler Peter Candid um 1615 die ideale Sommerfreizeit bei Hofe vor - Deckengemälde aus den Trierzimmern der Residenz

Kein Hitzefrei bei Hofe – der Sommer in der Residenz…

„Diese Hitze“ wird dieser Tage unisono gestöhnt – mal wollüstig-entspannt, wenn man sich mit Eis, Pommes und Magazin bewaffnet im Freibad rekelt, mal besorgt von denen, die ihren ausgetrockneten Acker begehen, oder leicht hysterisch, wenn man in hochgeschlossener Geschäftskleidung vom stickigen Büro auf den flirrenden Asphalt vor dem Fenster blickt. Vermutlich war das in vergangenen Zeiten an manchem Sommertag im kurbayerischen München auch nicht anders, auch wenn z.B. das europäische 17. Jahrhundert meteorologisch als „Kleine Eiszeit“ in die Geschichte eingegangen ist und uns die Quellen bis ins 19. Jahrhundert hinein das Bild ziemlich vieler verregneter Augustmonate zeichnen…

Kabinett der Königin Residenz München

„Schiller“nde Bilderwelt – Das Schreibkabinett der Königin im Königsbau

„Schillers „Musenalmanach“ ist jetzt auch raus: Beim „Lied von der Glocke“ sind wir fast von den Stühlen gefallen vor Lachen…“. Eher maliziös tönt im Jahr 1799 die literarische Erstkritik der Schriftstellerin Caroline Schlegel (1763-1809) über das eben damals erschienene Gedicht des großen Mannes, das kundigen Glockenguss und gelingendes Menschenleben in Parallele setzt und über dessen Länge abseits aller poetischen Vor- und Abzüge Generationen von Schülern gestöhnt haben.

Header Teller Residenz

Stresstest für den „Hofmarschall“ – ein Blick hinter die Kulissen des fürstlichen Speisesaals

SchlossGenuss, so heißt die aktuelle Blogparade die derzeit von „Schlösser und Gärten e.V.“ veranstaltet wird – und das verheißungsvolle Motto kann vieles beinhalten – es mag gelten für das erfreuliche tête-à-tête des allergnädigsten Landesvaters mit der tagesaktuellen Mätresse im dezent-prunkvollen Interieur eines Rokoko-Kabinetts.

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Heiße Bilder – enkaustische Malereien in der Residenz

Man merkt es schon an den derzeit seltenen Blogbeiträgen – wir haben in diesen Wochen viel zu tun: Hinter der seriösen Fassade des klassizistischen Königsbaus der Residenz herrscht weitgehend unsichtbarer, aber nichtsdestotrotz turbulenter Betrieb. Während auf der einen Seite Bestandteile künftiger Vitrinen in neue Sammlungsräume hineingetragen werden, kommen auf der anderen die lange Jahre deponierten Exponate an, um sorgsam jeweils in ihrem neuen gläsernen Zuhause aufgestellt zu werden.

Silberteller

Es kommt ein Schiff beladen bis an sein höchsten Bord….: Eine schimmernde Neuerwerbung für die Silbersammlung

Kurz vor Weihnachten haben wir in der Residenz auch einmal Nikolaus gespielt und uns selbst – und damit auch stellvertretend unsere Besucher – mit einem schönen Stück aus dem Kunsthandel beschenkt: Während aber der fromme Bischof Nikolaus aus dem kleinasiatischen Myra armen Mädchen in Not Goldklumpen in die aufgehängten Strümpfe zu werfen pflegte, landete bei uns ein silberner Teller auf dem Gabentisch; und während besagte Socken zum Trocknen über dem Kamin hingen, in dem ein lustiges Feuerchen brannte, stammt unser Erwerbung aus den Tiefen des feuchten Nass….

Königsbau Residenz München

Der König ist tot – Lang lebe der König! Ludwig I. und sein Königsbau…

Schön könnte man heute bei Sonnenschein und klirrender Kälte an den 150. Todestag des bauwütigen Bayernkönigs und Kunstmäzens Ludwig I. (1786-1868) erinnern, wenn der royale Tausendsassa, zeitlebens ein Liebhaber guter Auftritte und überraschender Abgänge (nicht zuletzt so vorzeitig wie final von der politischen Bühne im Revolutionsjahr 1848), nicht ausgerechnet an einem 29. Februar im mondänen Nizza verstorben wäre!

Amalienburg Nymphenburg Kochstelle

Ausgekocht! – François Cuvilliés revolutioniert die Küchentechnik

Im April 2018 ist es 250 Jahre her, dass eine bedeutende Künstlerpersönlichkeit des Rokoko, François Cuvilliés, mit 73 Jahren nach einem langen, arbeitsreichen, mit Erfolgen, Enttäuschungen und Überraschungen gut gefüllten Leben starb – fern seiner niederländischen Heimat in München, wo er unter der Herrschaft dreier Kurfürsten als „Dessinateur“ und später als Hofbaumeister gedient hatte. Eine Überraschung für ihn selbst dürfte die bayerische Karriere Cuvilliés durchaus gewesen sein, fing es doch schon damit an, dass die Wiege des kleinen, 1695 geborenen François beim Schaukeln nicht das Gefälle des Voralpenlandes nutzen konnte, sondern im flachen Hennegau stand.