Autor: Christian Quaeitzsch

Vor Gesundheitsrisiken wird gewarnt: Von Giftproben und Vorkostern

Schneewittchen hätte es wissen können: Eben mal so einen Apfel von Unbekannt? Da sagt man als Königstochter auch im Märchenwald lieber erst einmal „Nein, Danke“ – oder trägt die Konsequenzen. Auch der florentinische Großherzog Francesco de‘ Medici (reg. 1574–1587) und seine skandalumwitterte Gemahlin Bianca Capello waren beim gemeinsamen Schmaus mit dem Bruder (und kurz darauf: Nachfolger) Ferdinando zu unvorsichtig, genauso wie diverse Kardinäle, die bis zu ihrem plötzlichen Ableben etwas zu üppig an der Tafel von Borgia-Papst Alexander VI. (reg.1492–1503) zu speisen beliebten: Ihnen allen sowie zahlreichen weiteren wohlgeborenen Standesgenossen, die man vom Tisch in die Gruft trug, sagte man den Tod durch Vergiftung nach….

Münchener Residenzmuseum. Miniaturensammlung. Verlobung von Kurfürst Karl Albrecht und Maria von Wessobrunn. Franz Matthäus Schaeffler 1725–35.

Schöne Mütter und wohlgeborene Verehrer – eine Miniatur aus der Sammlung des Residenzmuseums

Geschäftig, für heutige Augen aber auch rätselhaft geht es zu in dieser kleinen Gouache (= Malerei mit wasserlöslichen Deckfarben) auf Pergament, die sich in der Sammlung der Residenz befindet und im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts entstand: Mehrere Dutzend Figuren und Figürchen knien, schweben und paradieren in teils drangvoller Enge umeinander herum.

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„Von Zeit zu Zeit seh‘ ich den Alten gern / Und hüte mich, mit ihm zu brechen“ – Vater-Sohn-Beziehungen in der Münchner Residenz

Himmelfahrt – Vatertag! Zeit für die Herren der Schöpfung, mit Kumpels und Bier bepacktem Bollerwagen ins sommerliche Grün zu ziehen und sich gepflegt zu unterhalten – auch das kann eine Art Himmelfahrt sein! Und höchste Zeit ist es auch für die zugehörigen Söhne, sich mal wieder bei dem Alten Herrn zu melden.

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Frauen in Hosen – grüßen aus Paris…

Lässig hingestreckt auf honiggelben Polstern lässt sich die schöne Orientalin auf diesem Bild aus der Gemäldesammlung der Residenz ein Tässchen Kaffee reichen. Ihre vornehme Blässe verrät den in 1001 Nächten geschulten Augen des Betrachters, dass die exotische Beauté niemals gezwungen ist, unter der stechenden Sonne Konstantinopels zu arbeiten, sondern im angenehmen Halbschatten der Haremsgemächer müßig gehen und sich am Aroma des elegant gehaltenen Miniaturpfeifchens berauschen darf – die Gewogenheit des Sultans und jede Menge Sklaven, wie die Dienerin, die kniend Kanne und Tasse offeriert, machen’s möglich…

Das ist alles tierisch symbolisch gemeint – auf den Spuren des „Physiologus“ in der Residenz

Es kreucht und fleucht, klettert, schwimmt und schleimt, krächzt, brüllt und schnurrt, liegt dekorativ zwischen Obst und Blumenstillleben herum oder stürzt sich malerisch auf Beute: Die in der Residenz ausgestellten Kunstwerke, namentlich Gemälde, Kleinplastik und Bildteppiche, sind eine wahre Menagerie: Tierdarstellungen aus fünf Jahrhunderten, von der exotischen Raubkatze bis zur heimischen Schnecke, geben sich in den hochherrschaftlichen Räumen des einstigen bayerischen Herrschaftszentrums ein Stelldichein. Ist es, weil die Mächtigen schon damals wussten, wie publikumstauglich das stimmungsvolle Nebeneinander von Herrchen und Chief Pet zu bebildern ist? Oder hatten die Wittelsbacher einfach über Jahrhunderte hinweg ein besonders großes Herz für Tiere?

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Oh-là-là, da kommt die Olle, äh Olla… – Die Karriere der spanischen Suppe

Vielen Besuchern der neuen Silbersammlungsräume im Obergeschoss des Königsbaus der Residenz fällt als Erstes ein überaus reich verzierter, runder Deckeltopf aus vergoldetem Silber mit Schöpfkelle und Untersetzplatte auf: Über und über sind die schimmernden, gewölbten Flächen mit kunstvoll ineinander verschlungenen Flechtmustern verziert.

Ganz sicher keine „Pfeif(f)en“! Die Scagliola-Arbeiten der Familie Pfeiffer/Fistulator in der Residenz

Bayern: traditionell mit Leder behost, aber das brandaktuelle Laptop unter dem Arm – so spektakulär vielschichtig präsentiert sich der weißblaue Freistaat heutzutage gern in der Öffentlichkeit. Aber auch schon sein Vorgänger, das alte Herzog-, später Kurfürstentum, war bemüht, sich ein Image als innovativer Standort von Kultur und (künstlerischer) Innovation zwischen Inn und Isar maßzuschneidern und diesen Ruf über den unmittelbaren Einflussbereich der Wittelsbacher hinaus zu verbreiten.

Ausschnitt aus der gestochenen Ansicht der Festdekoration im kurfürstlichen Opernhaus anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten 1765

Treulich geführt… Anno 1765: Prinzessinnenhochzeit in München

Januar 1765 – Festlaune am Münchner Hof, freudig bewegte Mienen in der Residenz – zumindest in der Öffentlichkeit: denn es beginnt nicht nur die alljährliche Karnevalssaison mit ihren zahlreichen Unterhaltungsangeboten, es gibt noch mehr zu feiern: Schon hält im neuen „Opera-Hauß“, das François Cuvilliés einige Jahre zuvor für Kurfürst Max III. Joseph errichtet hat, Hymenäus, der Genius der Hochzeit, an einem gemalten Götterhimmel die Bildnisse zweier Fürstlichkeiten fest im Griff: Das Porträt der Schwester des Kurfürsten, Prinzessin Maria Josepha und eines, das einen etwas blasiert lächelnden Herrn mit hoher Stirn zeigt: Joseph II., Sohn Maria Theresias und ältester Spross des Hauses Habsburg-Lothringen, seit wenigen Monaten erwählter römischer König und damit zukünftiger Kaiser!

Hier steppt der Bär und tanzt der Hund - wo? In der neu eröffneten Porzellansammlung im Residenzmuseum!

„Hund sans scho…“ – Wo die Fürstentafel zum Kinderspielplatz wird!

„We love to entertain you“ – ob diese markige Versicherung der modernen Unterhaltungsindustrie auch für den kleinen Hund auf unserem Titelbild gilt? Unwürdig für einen Vierbeiner muss er auf den Hinterpfoten zu einer Musik herumhopsen, die man sich nur schräg und improvisiert imaginieren kann. Der Gipfel ist natürlich die Kostümierung: Wenn es wenigstens die schicken Stiefel des „Maître Chat“ aus Charles Perraults Kater-Märchen wären! Aber das von Rüschen starrende Puppenkleid über ausgestellten Reifrock war wohl ursprünglich eher für eine Puppe und nicht für eine stolze Promenandenmischung bestimmt! Wenigstens geht das kindliche Publikum, das den kleinen Tänzer und seinen gleichfalls jugendlichen Impresario umsteht, voll mit – wenn der Beifall auch fragil klingt: Den „Le chien qui danse“ und seine Bewunderer sind aus zerbrechlichem Biskuit-Porzellan gefertigt!