Geheimnisse

Die Namenspatronin der Theresienwiese – Therese von Sachsen-Hildburghausen

Königin Therese Bayern

Seit einer Woche strömen wieder Tausende zum Oktoberfest auf die Theresienwiese. Doch es wissen vermutlich nur wenige, welchem Ereignis wir das weltbekannte Volksfest verdanken und wahrscheinlich noch viel weniger, wer sich hinter der Namensgeberin der berühmten Festwiese verbirgt. Widmen wir uns daher heute der Namenspatronin Therese von Sachsen-Hildburghausen, bayerische Königin und Gemahlin Ludwigs I.

Prinzessin für künftigen Thronfolger gesucht

Therese wuchs als drittes Kind des Herzogenpaars Friedrich von Sachsen-Hildburghausen und Charlotte von Mecklenburg-Strelitz auf. Am 8. Juli 1792 hatte sie das Licht der Welt erblickt und wurde in eine Welt der politischen Heiratsbünde hineingeboren. Ihr zukünftiger Gemahl Ludwig I., Kronprinz von Bayern, wurde im Alter von 13 Jahren mit der russischen Großfürstin Katharina verlobt, jedoch sollte es nie zu einer Hochzeit kommen. Ludwigs Schwestern wurden – unter dem Druck Napoleons – in politisch günstige, jedoch unglückliche Verbindungen gezwungen und um diesem Schicksal und politischen Unruhen zu entgehen, entschloss sich Ludwig für eine andere Braut mit weniger politischem Gewicht.

Königin Therese Gemälde Heinrich Vogel

Königin Therese, Heinrich Wilhelm Vogel, 1841, Schloss Nymphenburg.

Auf Vorschlag seines Vaters Maximilian I. Joseph hin, besuchte Kronprinz Ludwig 1809 das kleine Herzogtum Sachsen-Hildburghausen, um sich dort unter den beiden unverheirateten Töchtern Therese und Luise seine zukünftige Braut auszusuchen. Seine Wahl fiel auf Therese und so konnte – nach Zustimmung der Familien – am 12. Februar 1810 die feierliche Verlobung begangen werden. Ludwig brachte seine Leidenschaft für seine Zukünftige in Briefen sowohl an Therese als auch an seine Schwiegermutter zum Ausdruck und konnte die Hochzeit kaum erwarten. Dieser standen jedoch noch komplizierte Vertragsverhandlungen im Wege, die sich länger hinzogen, als es dem Kronprinzen lieb war.

Die Hochzeitsglocken läuten

Im Oktober 1810 war es dann endlich soweit: Die Vertragsverhandlungen konnten abgeschlossen werden und die Hochzeitsfeierlichkeiten standen an. Der Hochzeitstag wurde auf den Namenstag des Königs Maximilian I. Joseph festgelegt. So zelebrierte die königliche Festgesellschaft am Morgen des 12. Oktober den Namenstag des künftigen Schwiegervaters von Therese und abends in der Hofkapelle der Residenz die Vermählung des Thronfolgerpaares. Glocken und Kanonenschüsse sowie Musikchöre auf dem Hauptplatz und Trompeten von der Galerie des Petersturms kündeten in der gesamten Stadt von der königlichen Trauung.

Ein fünffaches Hoch auf das Brautpaar – die Geburt des Oktoberfests

Die Hochzeitsfeierlichkeiten zogen sich über fünf Tage hin. Am Tag nach der eigentlichen Hochzeit wurde die ganze Stadt durch Illuminationen in ein Lichtermeer getaucht. 6000 angesehene Bürger waren zu Tanz und Mahl in die vier größten Gasthäuser geladen und für das herbeiströmende Volk wurden auf dem Marienplatz, dem Promenadenplatz, der Neuhauserstraße und am Anger Tafeln aufgebaut, um das Volk mit allerlei Speisen, Bier und österreichischem Wein zu verköstigen. Am 17. Oktober feierte das Königshaus dann zusammen mit den Untertanen ein Pferderennen auf der Wiese, die heute noch mit der Kronprinzessin Therese und dem größten Volksfest der Welt verbunden ist.

Oktoberfest Marstallmuseum Gemälde

Gemälde „Oktoberfest“, Heinrich Adam, 1824, Nymphenburg, Marstallmuseum.

Eheliche Fesseln? – Nein, danke!

Am Abend nach dem Pferderennen fand sich die Festgesellschaft zu einem Ball im Opernsaal zusammen. Als sich die frisch vermählte Therese, erschöpft von den vielen und langen Feierlichkeiten, zurückziehen wollte, brachte sie ihr Gemahl Ludwig in die Residenz. Er blieb jedoch nicht bei seiner Angetrauten, sondern kehrte zum Ball zurück. Ludwig wollte so bereits von Anfang an zeigen, dass eine Ehe nichts an seinen Gewohnheiten ändern werde. Zwar war er nun verheiratet, seine Freiheiten würde dies jedoch in keinster Weise einschränken. Diese Freiheiten sollten die Ehe und auch das Königreich immer wieder in kleine und große Krisen stürzen. Doch zunächst verlief die Ehe äußerst erfreulich…

Kindersegen im Hause Wittelsbach

Obwohl die anfängliche Leidenschaft Ludwigs gegenüber Therese bereits direkt nach der Hochzeit abgeebbt zu sein schien, war die Ehe durch gegenseitige Achtung und Liebesbekenntnisse geprägt sowie mit neun Kindern gesegnet. Der Erstgeborene Maximilian wurde bereits ein Jahr nach der Eheschließung, am 28. November 1811 geboren. Es folgten Mathilde (1813-1889), Otto I. (1815-1867; der spätere König von Griechenland), Theodolinde Charlotte Luise (1816-1817), Luitpold (1821-1912), Adelgunde Auguste Charlotte (1823-1914), Hildegard Lousie Charlotte (1825-1875), Alexandra Amalie (1826-1875) und Adalbert Wilhelm (1828-1875).

Eheliche Strapazen

Die vielen Kinder und auch Briefe zeigen, dass Ludwig seine Therese schätzte und liebte. Auf Ludwigs zahlreichen und langen Reisen hielt Therese ihren Mann stets informiert: Sie war politisch sehr interessiert und berichtete ihrem Mann laufend über die aktuelle Lage sowie die Zeitungsberichterstattung in der bayerischen Heimat.

Kronprinz Ludwig

Gemälde, Ludwig I. als Kronprinz, Joseph K. Stieler zugeschrieben, 1816-1820, Residenz Ellingen.

Trotz der gegenseitigen Achtung füreinander, hatte es Therese mit ihrem Gatten zeitlebens nicht leicht. Zum einen versuchte Ludwig, ihr ihren evangelischen Glauben abzuringen, den sie jedoch bis an ihr Lebensende beibehielt. Zum anderen war König Ludwig äußerst geizig gegenüber seiner Frau. Für jede Anschaffung musste sie Anträge stellen, um die Mittel zur Finanzierung von Kleidern oder anderer Güter bewilligt zu bekommen. Vor allem waren es jedoch die Liebschaften Ludwigs, die seiner Frau und dem Königreich viel Kummer bereiteten. Seine Affäre mit Lola Montez führte nicht nur zu einer ehelichen, sondern auch zu einer schweren Staatskrise und letztlich sogar zur Abdankung des Königs. Auch eine vorangegangene Liebschaft mit einer Italienerin, die er frappierenderweise sogar zusammen mit ihrem zweiten Mann an den Münchner Hof einlud, strapazierte die Beziehung der royalen Eheleute enorm. Es kränkte und demütigte Therese. Nichtsdestotrotz standen beide zueinander und taten ihre Liebe und Freundschaft bis in den Tod hinein in zahlreichen Briefen an einander und Dritte kund.

Der Tod Thereses

Im Sommer 1854 brach die Cholera in München aus. Das Königspaar verweilte zu jener Zeit auf der Villa Ludwigshöhe und war vor der Epidemie geschützt. Als es hieß, die Seuche sei vorüber, kehrte das Ehepaar zurück an den Münchner Hof, wo sie den 44. Hochzeitstag feierten. Wenige Tage später zeigten sich bei Königin Therese erste Anzeichen der Cholera, die jedoch vom Leibarzt zunächste nicht als besorgniserregend angesehen wurden. Leider irrte er sich und Therese verstarb am 26. Oktober 1854 im Beisein ihres Mannes und der Kinder Luitpold, Adalbert und Alexandra an der tödlichen Krankheit . In ihrem Testament brachte sie erneut zum Ausdruck, wie sehr sie ihren Mann und besten Freund König Ludwig I. liebte und achtete. Ludwig widmete ihr mehrere Gedichte und trauerte sehr um seine geliebte Frau.

Therese ist noch heute präsent

Mit ihrer Stiftung des Theresienordens schuf sie den vornehmsten Damen-Orden Bayerns, welcher erst 1986 aufgelöst wurde.Therese war bei der Bevölkerung sehr beliebt, wovon nicht zuletzt die Namen von Straßen, Plätzen oder Gebäuden zeugen. Orte und Denkmäler wurden der bayerischen Königin gewidmet und ihr zu Ehren errichtet. So bleibt Therese nicht nur wegen der Theresienwiese bis heute an vielen Orten Bayerns präsent.