In diesem Jahr feiert das Museum in Schloss Rosenau in Rödental sein dreißigjähriges Bestehen. Zu diesem feierlichen Anlass möchten wir euch einen besonderen Blick hinter die Kulissen gewähren. Heute gibt Gartenreferentin Gabriele Ehberger einen spannenden Einblick in den Umgang mit den Gehölzbeständen des Schlossparks im Wandel der Zeit.
Unter dem Gartenenthusiasten und Bauherrn des Schlossparks Rosenau, Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha (1784–1844), erlebte der malerisch oberhalb der Itz gelegene Landschaftsgarten zweifellos seine Hochphase. Aufgrund seines großen Interesses an der Botanik versuchte der Regent eine möglichst umfassende Sammlung an Pflanzen aufzubauen und diese ständig zu vermehren. In der Rosenau ließ Herzog Ernst I. eigens eine Baumschule anlegen. Die zum Teil auch fremdländischen Gehölze wurden für die Parkgestaltung gezielt genutzt und bildeten im Schlosspark Rosenau besondere Akzente.
Sein Sohn und Nachfolger Herzog Ernst II. (1818–1893) zog andere Sommersitze der Rosenau vor, die Anlage wurde jedoch kontinuierlich unterhalten und gepflegt. Eine zweite Blüte erlebte der Schlosspark unter Herzogin Marie (1853–1920), die als Blumenfreundin umfangreiche Schnittblumenkulturen anlegen und zahlreiche Rosensorten anziehen ließ.
Die Sanierung der Gehölzbestände in den 1960er-Jahren
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts durchliefen Schloss und Park Rosenau dann eine wechselvolle Geschichte mit unterschiedlichen Nutzungen.
Anfang der 1960er-Jahre kam die Coburger Landesstiftung, die seit 1919 die Betreuung der Rosenau übernommen hatte, auf die Bayerische Schlösserverwaltung zu und bat um fachliche Unterstützung bei der Sanierung des in die Jahre gekommenen Schlossparks. Der damalige Leiter der Gärtenabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung Christian Bauer wurde daraufhin in Amtshilfe für die Coburger Landesstiftung tätig. Gartendirektor Bauer analysierte insbesondere den überkommenen Baumbestand und stellte dabei fest, dass die waldartigen Bestände teilweise überaltert und nicht mehr standsicher waren, sodass in der Folge vermehrt Windbrüche auftraten. In anderen Bereichen des Parks hatte in den vorangegangenen Jahrzehnten eine forstwirtschaftliche Nutzung stattgefunden, bei der mitunter sogar Kahlschläge erfolgt waren. Ehemalige Durch- und Ausblicke innerhalb des Parks sowie in die reizvolle umgebende Landschaft wurden durch zwischenzeitlich aufgekommenes Stangenholz verstellt und waren nicht mehr erlebbar, historische Bezüge somit verloren gegangen.
Durch gezielte Maßnahmen im Spätherst 1963 sollte ein verkehrssicherer Zustand geschaffen und in Teilbereichen die historische Ausdehnung der Gehölzbestände wiederhergestellt werden. Zur Erhaltung des Gartendenkmals wurden in dieser ersten Aktion bemerkenswerte 816 Raummeter Brennholz und 171 Festmeter Nutzholz eingeschlagen. Im Winter 1964 fand eine zweite Aktion zur Wiederherstellung der einstigen Gehölzstrukturen unter der fachkundigen Beratung des Gartendirektors Bauer statt.
Die Pflege der Gehölzbestände unter der Bayerischen Schlösserverwaltung
Zum 1.1.1972 übergab die Coburger Landesstiftung Schloss und Park Rosenau dem Freistaat Bayern, vertreten durch die Bayerische Schlösserverwaltung. Durch die in den 1960er Jahren durchgeführten Maßnahmen in den Gehölzbereichen war eine gute Basis geschaffen worden. Die Arbeiten wurden seitdem durch verwaltungseigene Mitarbeiter fortgeführt. So ist in den Akten zu lesen: „Seit dem Herbst 1973 wird dem Baumbestand der Rosenau große Beachtung geschenkt. Zwei ständig beschäftigte Arbeitskräfte mit guten waldbaulichen Kenntnissen führen neben laufenden Pflegearbeiten umfangreiche Läuterungsarbeiten aus.“ Die kernfaulen Fichten und der übermächtige Eschenaufwuchs wurden dabei entfernt.
Seit dieser Zeit wird der Park der Rosenau mit seinen Gehölzbeständen durch den Regiebetrieb der Schloss- und Gartenverwaltung Coburg kontinuierlich gepflegt. Von Zeit zu Zeit werden Sichtachsen, die drohen zuzuwachsen, behutsam auf ihre ursprüngliche Ausdehnung zurückgenommen oder auch alte, mächtige Bäume von bedrängendem Jungaufwuchs befreit, sodass sie sich gut entfalten und zu imposanten Baumindividuen entwickeln können.
Ziel der Maßnahmen ist es, den überkommenen Altbaumbestand möglichst lange zu erhalten. Gerade die alten, mächtigen, vielleicht auch knorrig gewachsenen Bäume prägen die Erscheinung eines Parks in besonderem Maße und schaffen eindrucksvolle Parkbilder. Zudem ist ihr ökologischer Wert enorm. Selbst wenn ein Baum bereits abgestorben ist, wird er nicht unweigerlich gefällt, sondern es wird geprüft, ob er im Bestand belassen werden kann. Dies ist aus Gründen der Verkehrssicherung nur möglich, wenn der Baum selbst oder seine Äste nicht auf einen Weg stürzen und so Besucher gefährden können. Der abgestorbene Baum, das sogenannte stehende Totholz, ist geradezu ein Highlight für die Artenvielfalt: unzählige Käfer aber auch Pilze, Vögel und Fledermäuse finden hier einen Lebensraum.
Heute stellen jedoch zunehmend Extremwetterereignisse eine besondere Herausforderung dar. Stürme lassen Starkäste oder ganze Bäume abbrechen. Durch Trockenheit geschwächte Bäume sind zudem besonders anfällig für Schädlinge. Das Hauptanliegen der Gartendenkmalpflege ist es, das historische Erscheinungsbild des Parks so weit wie möglich zu erhalten. So werden ausgefallene Bäume durch neue Bäume derselben Art am historisch belegten Standort ersetzt. Im vergangenen Jahr pflanzten die Gärtner der Schloss- und Gartenverwaltung einige markante Einzelbäume und Baumgruppen nach: Nun bildet eine kleine Gruppe Birken mit ihren weißen Stämmen einen hellen Blickpunkt und eher seltenere Bäume wie eine Hängebuche oder eine Weymouth-Kiefer haben ebenfalls wieder am Originalstandort ihren Platz gefunden.
Titelbild: Nürnberger Luftbild, Hajo Dietz.