Alle Artikel in: Residenz München

 

Von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Revolution und der Absetzung der Wittelsbacher 1918 ist die Münchner Residenz die wichtigste Regierungszentrale und das Herz Bayerns gewesen. Die zahlreichen Geschichten, welche dieser besondere Schauplatz bisher erlebt hat, werden in dieser besonderen Kategorie von unserem Kurator Dr. Christian Quaeitzsch mit einer guten Portion Humor erzählt!

Schachen_Lange_Wintergarten Ludwig II

Träumen und schwitzen unter Glas: Der Wintergarten Ludwigs II.

In weiten Teilen Deutschlands soll die aktuelle Hitzewelle ja im Laufe des Tages – zumindest vorläufig – enden. Zeit also, sich von der Bastmatte am sonnigen Isarstrand zu erheben und nach Plätzen zu fahnden, wo, geschützt vor Regen und Wind, der Sommer weitergehen und das Grillgut noch brutzeln kann… Leider steht der schönste Schauplatz eines solchen ewigen August im Münchner Stadtzentrum seit vielen Jahrzehnten nicht mehr zu Verfügung. Gemeint ist der berühmte Wintergarten Ludwigs II.

„Ja wo laufen sie denn?“ – der Vier-Schimmel-Saal der Residenz, ein rätselhafter Name und ein göttliches Programm

Zu den wenigen gänzlich von Grund auf rekonstruierten Räumen der Residenz gehört neben dem großen, häufig für Konzerte und Veranstaltungen genutzten Kaisersaal am Hofgarten auch der westlich an diesen anschließende Vierschimmelsaal. Erbaut und eingerichtet wurden sie beide ursprünglich im ersten Viertel des 17. Jh. Übrigens ist hier einmal nicht die umfängliche Zerstörungskraft des Weltkriegs Ursache für den Untergang eines frühbarocken Raumkunstwerks, sondern die Baulust des frühen 19. Jh.

„…dergleichen Parücken-Seculum, worinnen wir leben, findet sich in keinen vorigen Zeiten!“

So wundert sich 1743 der Jurist und Historiker Johann Peter von Ludewig. Und tatsächlich ist unser Bild vom 17. und 18. Jahrhundert fast etwas getrübt von dem ganzen Reis- und Weizenpuder, der von den in kunstvolle Locken gelegten falschen Haaren stäubt, die Herren und Damen auf den Porträts des Barock und Rokoko auf ihren Köpfen balancieren.

„Ich will selbst schauen, kein Schauobjekt sein!“ – die Separatvorstellungen für Ludwig II.

  „Das Empfangszimmer der Gräfin du Barry. Rechts im Hintergrund ein äußerst prächtiges Ruhebett. – Bedienter (reißt die Tür auf): „Der Marschall Herzog von Richelieu“ – Der Herzog von Aguillon: „Das wusste ich wohl, dass mein venerabler Herr Onkel nicht auf sich warten lassen würde…“ – Mit diesen Textzeilen, die mitten in die umtriebige Arbeits- und Lebenswelt der letzten Mätresse Ludwigs XV., der Gräfin du Barry, nämlich deren sündiges Schlafzimmer am Hof von Versailles, führen, beginnt am 6. Mai 1872 die erste der berühmten Separatvorstellungen für König Ludwig II.

max emanuel kurfürst bayern

Ma très chère amie… Max Emanuels große Liebe

Februar 1717: In Paris, das nach der schier endlosen Regierung Ludwigs XIV. unter der Herrschaft des genussfreudigen Regenten Philippe d’Orléans interessante Zeiten erlebt, stirbt die gleichfalls lebenslustige Agnes Françoise Le Louchier – ihrem Namen und Titel nach die Gemahlin des kurbayerischen Offiziers Franz Graf von Arco, tatsächlich aber die langjährige Geliebte und einflussreiche Hauptmätresse des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel.

Kratziges zum Aschermittwoch…

Aschermittwoch – nach all der zügellosen Ausgelassenheit der letzten Tage (und Nächte) herrscht betretenes Schweigen – denn das war’s mal wieder: Schluss mit lustig, mit dem Ende der „Nacht vor dem Fasten“ beginnt, oder begann zumindest früher, der lange, kulinarisch steinige Bußgang Richtung Ostern… Dass die zur seelischen Besserung und Entschlackung angesetzten religiösen Bußübungen aber fast wie der Fasching selbst im eigens angefertigten Kostüm gleichsam festlich zelebriert und – zumindest nachträglich – propagandistisch eingesetzt werden konnten, zeigt unser schmuckes kleines Kästchen mit Perlmutteinlagen.