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Faszination Frühling – ein Streifzug durch Bayerns Schlösser & Gärten

Julius Exter:

Heute ist kalendarischer Frühlingsbeginn und somit der optimale Zeitpunkt unseren Streifzug durch die Jahreszeiten in den bayerischen Schlössern fortzuführen und auf die Suche nach dem Frühling zu gehen. Denn neben der aus dem Winterschlaf erwachenden Natur, gibt es auch in und um die Schlösser, Burgen und Residenzen so manche Begegnung mit allerlei Formen des Frühlings…

Die Natur erwacht

Beginnen wir unseren Streifzug in Ellingen. Jedes Jahr in der zweiten Märzhälfte verwandeln tausende Blausternchen – oder auch Scilla siberica – den Schlosspark Ellingen in ein blau-violettes Blütenmeer. Die Park- und Gartenanlagen der Bayerischen Schlösserverwaltung sind Meisterwerke der Gartenarchitektur und bieten eine grüne Oase mitten im Stadttrubel. Aber nicht nur uns Menschen bieten diese grünen Lungen Erholungsräume, sie sind auch wichtige Lebensräume für Flora und Fauna. Wenn Ihr also durch die Grünanlagen schlendert, könnt ihr neben ästhetischen Eindrücken auch das Wunder der Natur erleben. Haltet beim nächsten Besuch einfach mal die Augen offen, was da so raschelt und wächst.

Schloss Ellingen, Scillablüte (Blausterne) im Schlosspark.

Schloss Ellingen, Scillablüte (Blausterne) im Schlosspark.

Wer Naturschauspiele wie die kurze Blütezeit der Blausternchen verpasst, muss aber nicht traurig sein. Es gibt noch viele weitere schöne Frühlingsboten zu entdecken. Wandern wir also von Ellingen weiter nördlich nach Veitshöchheim.

Gärtnerin des Rokoko

Ein wahres Gesamtkunstwerk ist der dortige Hofgarten, der als einer der schönsten Rokokogärten Deutschlands gilt. Architekten, Gärtnermeister und Bildhauer haben hier einen herrlichen Prachtgarten geschaffen, sodass Ihr neben zwei Seen, Wasserspielen und einem Küchengarten auch über 200 Sandsteinskulpturen bewundern könnt. Ferdinand Tietz (1708-1777), der Bamberger Hofbildhauer, belebte den Garten mit einer abwechslungsreichen Skulpturenwelten.

Ferdinand Tietz: Allegorie des Frühlings auf der Nordseite des großen Sees im Hofgarten Veitshöchheim

Ferdinand Tietz: Allegorie des Frühlings auf der Nordseite des großen Sees im Hofgarten Veitshöchheim.

Tänzerisch beschwingt präsentiert sich auf der Nordseite des großen Sees die Blumengöttin Flora als Personifikation des Frühlings. Sie wird von Blumenranken umgeben und spielt mit ihrem großen modischen Strohhut auf die Funktion der Gärtnerin des Rokoko an. Ihr zu Füßen ist eine staunende Bewunderin, die ein Hauptattribut der Frühlingsallegorie bei sich trägt: einen prall gefüllten Korb mit Blumen und Vögeln. Als zweites Attribut ist neben Floras Beinen ein Bienenkorb dargestellt und zeigt, dass sich auch die Tierwelt wieder mehr nach draußen wagt und die Winterruhe endet.

Vom Rokoko-Garten ins Rokoko-Theater

Etwas dezenter werden Blüten und Pflanzen als Frühlingsboten im Cuvilliés-Theater der Residenz München eingesetzt. Dort sind die Jahreszeiten im Logenhaus, im 1. Rang durch paarweise auftretende Hermen dargestellt. Hermen sind weibliche und männliche Gestalten, die als Pfeiler und Stützen dienen. Diese Herme hier wird von einem Blütenkranz mit typischen Frühlingsblühern bekrönt und auch im Schaft der Säule sind kleine Blüten verarbeitet. Ihre Mimik und Physiognomie lässt die Hermen als fröhliche, gut gelaunte Faune oder Bacchantinnen interpretieren. Diese Stimmung passt doch perfekt zu einem Rokoko-Theater und den dort stattfindenden vergnüglichen Veranstaltungen.

Cuvilliés-Theater: 1. Rang, Herme als Allegorie des Frühlings

Residenz München, Altes Residenztheater (Cuvilliestheater), erster Cuvilliés-Theater: 1. Rang, Herme als Allegorie des Frühlings.

Bleiben wir in der Residenz München entdecken wir noch weitere Frühlingsdarstellungen, jedoch in etwas kleinerem Format:

Erste wärmende Sonnenstrahlen wirken sich auch auf die Kleiderwahl aus

Mit den wärmeren Temperaturen wird auch die Kleidung etwas luftiger. Dieses Porzellanensemble aus der Manufaktur Frankenthal zeigt ein junges Paar, das auf einer prächtig blühenden Blumenwiese sitzt. Der Baum im Hintergrund lässt schon erste Knospen und Blätter erkennen. Der Angebetete hat sein Hemd ziemlich weit aufgeknöpft, es scheint demnach wohl schon recht warm zu sein mit den ersten Sonnenstrahlen. Dieses vergnügte Paar und weitere faszinierende Porzellanfiguren findet Ihr in der Residenz München im neu konzipierten Sammlungsbereich im Königsbau.

Porzellanfigur, Der Frühling, Porzellanmanufaktur Frankenthal, 1756 - 1757, Johann Wilhelm Lanz (*1725), Modelleur, Inv.-Nr.: ResMü.K.I.Fra0001 (WL), Residenz München, Porzellansammlung

Porzellanfigur, Der Frühling, Porzellanmanufaktur Frankenthal, 1756 – 1757, Johann Wilhelm Lanz (*1725), Modelleur, Inv.-Nr.: ResMü.K.I.Fra0001 (WL), Residenz München, Porzellansammlung.

Nicht nur im Frühling wird es bunt

Der Frühling steht vor allem für seine Farbenpracht und damit verlassen wir die Skulptur und sehen uns in der Malerei näher um.

Farben stehen bei den Gemälden von Julius Exter besonders im Fokus. Seinen Beinamen als „Farbenfürst“ trug er nicht zu Unrecht. Sein Schaffensschwerpunkt widmet sich der Leuchtkraft der Farben, neuen technischen Möglichkeiten und einer expressionistischen Farbgebung. Nach dem Ersten Weltkrieg konzentrierte er sich intensiv auf die Wiedergabe der blühenden Pflanzenpracht im Künstlergarten und dem Landschaftsstudium in der Chiemseeregion. Breite Pinselbahnen, intensive Farbgebung und vereinfachte Formgebung prägen nun sein Schaffen. In seinem Werk „Frühling“ werden die zarten ersten Blüten im Gras mit groben, akzentuiert gesetzten Pinselstrichen angedeutet und zeigen uns dennoch die Schönheit der ersten Blüte des Jahres.

Julius Exter:

Julius Exter: „Frühling“, um 1925-1930.

Es kreucht und fleucht im Deckengewölbe

So eine Blütenpracht kommt jedoch oftmals nicht ganz aus dem Nichts. Die harte Arbeit, die hinter solch einer Bepflanzung steckt, thematisiert Hans Bocksberger d.Ä. in seiner Gewölbeausmalung in Landshut. Im Osten des Apollozimmers der Stadtresidenz Landshut finden wir weitere Darstellungen des Frühlings. In den Bogenfeldern, die die Monate März bis Mai symbolisieren, wird das Feld bestellt, das Aprilwetter thematisiert und im Mai wird hier schon die Badesaison eröffnet. In den angrenzenden Zwickel- und Kappenfeldern der stuckierten Decke rankt sich Frühlingsvegetation wie Rosensträucher die Decke entlang, Hasen lugen aus den Ecken hervor und Vögel fliegen umher.

Gewölbeausmalung, Bogenfeld mit Jahreszeitenthema (März), Hans Bocksberger d.Ä. (1542), Landshut, Residenz, Apollozimmer (R.18)

Gewölbeausmalung, Bogenfeld mit Jahreszeitenthema (März), Hans Bocksberger d.Ä. (1542), Landshut, Residenz, Apollozimmer (R.18).

Gewölbeausmalung, Bogenfeld mit Jahreszeitenthema (April), Hans Bocksberger d.Ä. (1542), Landshut, Residenz, Apollozimmer (R.18)

Typisches Aprilwetter in der Monatsdarstellung des Aprils.

Gewölbeausmalung, Bogenfeld mit Jahreszeitenthema (Mai), Hans Bocksberger d.Ä. (1542), Landshut, Residenz, Apollozimmer (R.18)

Im Mai wird die Badesaison eröffnet.

Auf Frühling folgt bekanntlich Sommer

Das farbenfrohe Erwachen der Natur zeigt sich also nicht nur in der Natur selbst, sondern beschäftigt Künstler in ihrem vielseitigen Schaffensspektrum. Das war natürlich nur eine kleine Auswahl. Vielleicht findet Ihr bei Eurem nächsten Besuch weitere Frühlingsdarstellungen und entdeckt bei Eurer Jahreszeitensuche auch bereits die Sommervorboten. In Würzburg beispielsweise kommt der Frühling gleich in Begleitung des Sommers: Flora als Allegorie des Frühlings sitzt zusammen mit Ceres in der Himmelsdarstellung des Deckenfreskos in der Residenz Würzburg und wohnt der Apotheose des Fürstbischofs bei. Aber mehr sei vor Beginn des Sommers an dieser Stelle mal noch nicht verraten.

Würzburg, Residenz, Treppenhaus, R. 3, Deckenfresko 'Apotheose des Fürstbischofs Greiffenclau'; Tiepolo, J.B., 1753, Allegorie des Frühlings ('Flora') und des Sommers ('Ceres'), Himmelsdarstellung

Würzburg, Residenz, Treppenhaus, R. 3, Deckenfresko ‚Apotheose des Fürstbischofs Greiffenclau‘; Tiepolo, J.B., 1753, Allegorie des Frühlings (‚Flora‘) und des Sommers (‚Ceres‘), Himmelsdarstellung.

Ihr kennt noch weitere Frühlingsdarstellungen in den bayerischen Schlössern und Burgen?

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