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Margarethe von Brandenburg: Eine eigenwillige Hohenzollern-Prinzessin im Hofer Klarissenkloster

Margarethe Hohenzollern

Ein Gastbeitrag von Dr. Magdalena Bayreuther (Museum Bayerisches Vogtland) im Rahmen des Projekts „WIRKSAM. Frauennetzwerke der Hohenzollern im Spätmittelalter“ //

Wer kennt sie nicht, die zahlreichen Geschichten, in denen junge Frauen gegen ihren Willen ins Kloster gehen mussten und für immer hinter den hohen Mauern verschwanden? Dass ‚frau‘ in einem Kloster auf ungewöhnliche Handlungsspielräume stieß, wird dabei eher selten bedacht. Denn hier konnte sie sich nicht nur Gott und dem Gebet widmen, sondern auch Karriere als einflussreiche Führungskraft machen, z. B. als Äbtissin. Die Hohenzollern-Prinzessin Margarethe von Brandenburg (1453–1509) war eine von ihnen.

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Stadtansicht von Hof, Druck, 1737. Am rechten Rand zu erkennen sind der Turm der Klosterkirche (links) und der Turm der Kapelle des Klarissenklosters (rechts). Städtische Kunstsammlung Hof

Dabei wollte die knapp 15-jährige Margarethe auf keinen Fall ins Kloster! Sie sollte vorteilhaft verheiratet und Teil des väterlichen Netzwerkes werden. In ihrem Kopf hatte sie sich fest auf ein weltliches Leben eingestellt. Ins Kloster wurden Fürstentöchter und -söhne normalerweise nur geschickt, wenn sie gesundheitlich angeschlagen waren und deshalb voraussichtlich keinen Nachwuchs zeugen konnten. Und genau dieser Fall trat bei Margarethe ein: Sie erkrankte schwer und lange. Ihr Vater, der bekannte ansbachische Markgraf und spätere brandenburgische Kurfürst Albrecht Achilles, handelte rasch und wollte sie ins Kloster St. Klara nach Hof bringen lassen. Doch Margarethe fügte sich nicht: Zusammen mit ihrer älteren Schwester Ursula, die einer ungewollten Heirat entkommen wollte, plante sie die Flucht – erfolglos. Das Vorhaben wurde entdeckt und Albrecht Achilles ließ seine beiden Töchter auf der Plassenburg in Kulmbach festsetzen. Schmuck und kostbare Kleidung wurden den Mädchen abgenommen, damit sie nicht auf weitere selbstständige Gedanken kamen.

Plassenburg Kulmbach

Außenansicht der Plassenburg. Foto: BSV/Gruber, Scherf

Aber natürlich machte sich Margarethe weiterhin eigene Gedanken um das ihr zugedachte Leben: Einmal auf der Burg, wollte sie die Gemäuer nicht Richtung Kloster verlassen, bevor „man sehe, ob sie gesunt oder krencker wolt werden vnd was got mit ir schafft“ – so der plassenburgische Hausvogt Sebastian von Seckendorf in einem Brief an ihren Vater. Ein geschickter Schachzug, um sich durch den Zeitaufschub eine Grundlage für Verhandlungen zu schaffen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Für Margarethes Bereitschaft, nach Hof zu reisen, handelte sie sich ein Wartejahr heraus, in dem sie zwar im Kloster leben, aber noch keine Profess ablegen musste. Im Fall einer Genesung konnte sie die Hofer Klarissen wieder verlassen. Auch bekam sie eine gehobene Wohn- und Kleidungsausstattung im Wert von 200 Gulden mit – und ihre „Hofzwergin“ durfte sie begleiten!

Ob sich ihre früh verstorbene Mutter eine so eigenwillige Tochter vorgestellt hatte, als sie sich nach zwei Töchtern und Fehlgeburt in Bamberg das Gewand der Heiligen Kunigunde anlegen ließ, um wieder schwanger zu werden? Wohl kaum, denn Margarethe von Baden sollte den ersehnten männlichen Erben zur Welt bringen. Stattdessen traf Margarethe ein. Erst danach kam ein Bruder zur Welt. Aber vielleicht färbte die Heiligenaura im Vorfeld auf Margarethes Wesen ab. Schließlich gelobte ihre Mutter, eine ihrer Töchter „geistlich zu machen“.

Bamberger Tunika_freigestellt

Der „Bamberger Kunigundenrock“: Dieses Gewand war einst Teil der Bamberger Tunika, die als Reliquie der Heiligen Kunigunde verehrt wurde. Seit dem Spätmittelalter galt sie als besonders wirksam für Schwangere. Viele Frauen berührten das Gewand oder zogen es an, um Schutz und eine gute Geburt zu erbitten. Foto: Diözesanmuseum Bamberg/Gaasch

Zumindest die Aura einer Prinzessin begleitete sie in das Hofer Klarissenkloster und blieb dort dauerhaft an ihr haften. Der im 13. oder 14. Jahrhundert gegründete Konvent beherbergte ausschließlich adlige Schwestern aus den lokal ansässigen Familien. Zwar waren bereits 1375 zwei hochadlige Burggräfinnen von Nürnberg dorthin gekommen, aber Hof war keineswegs das Hauskloster der Hohenzollern. Somit war und blieb Margarethe die weltlich ranghöchste Schwester, weshalb sie wohl bereits mit 23 Jahren zur Äbtissin gewählt wurde. Bemerkenswert, wenn auch durchaus üblich bei hochadligen Ordensschwestern: Die Unterschrift zählte zuerst den weltlichen Stand auf, dann erst das Klosteramt. So bezeichnet sich Margarethe in einer Quittung von 1502 als „Margaretha von gottes genaden Marckgrafin zw Branndburck und closterfraw zu sandt Claren ordenn zum hoff“.

Margarethe Äbtissin I.HA Rep. 61 Nr. 12

GStA PK, I. HA Rep. 61, Nr. 12

Es sind nur wenige Briefe von Margarethe an ihren Vater und ihre Brüder überliefert. Aber sie müssen zahlreicher gewesen sein. Denn auch wenn sie Äbtissin war, benötigte sie als Frau einen männlichen Vormund, der finanzielle und juristische Angelegenheiten für sie regelte. Meistens war das der Ehemann, aber in Margarethes Fall ihr Vater Albrecht Achilles, und nach dessen Tod 1486 ihre Halbbrüder Friedrich und Siegmund. Formulierungen in ihren Schreiben wie „[…] vnd pit e[uer] l[iebden] durch gottl wilen vnd durch der jungfrawn maria willen vmb ewrn getrewen bruderlichen freuntlichen rat […]“ waren daher keine Seltenheit.

Sie bat sowohl in Klosterbelangen als auch in persönlichen Anliegen um Rat, Gefallen und Mittel. Und sie traute sich, auch negatives Feedback zu geben. Als ein Fuder des ihr laut Unterhalt zustehenden Weines in Hof ankam, dankte sie ihrem Bruder zwar dafür, aber fügte hinzu: „[I]st mir kein gut darvon ny geschehen und albeg solcher sauerer geschigkt worden, daß ich kein trungk hab kunen“. Niemand in Hof wollte ihr den Wein abkaufen, weshalb sie um Geld anfragte, damit sie sich selbst besseren kaufen könne.

Ostflügel Hofer Frauenkloster

Der erhaltene mittelalterliche Ostflügel des Hofer Frauenklosters vom Innenhof aus, heute Verwaltungsräume der Diakonie Hochfranken. Foto: Museum Bayerisches Vogtland/Bayreuther

Dabei verfügte Margarethe – ganz entgegen der Ordensregel der Heiligen Klara, die absolute Armut forderte – selbst über eigenen Grund- und Finanzbesitz und zahlreiche Sonderrechte im Orden. Das große und sie ständig begleitende Manko in ihrem privilegierten und zum Teil selbstbestimmten Leben war allerdings ihre schwache Gesundheit, weshalb sich auch ihre Familie um sie sorgte. Ihr Leiden könnte auch der Grund gewesen sein, warum sie um 1500 herum ihr Äbtissinnen-Amt noch zu Lebzeiten aufgab und wieder Nonne wurde. Trotz ihrer Gesundheit unternahm sie dann aber Reisen zu ihren männlichen und weiblichen Verwandten im fränkischen Raum. Auch entgegen der strengen Klausurvorschrift der Klarissen. Ganz die eigenwillige Prinzessin – bis zu ihrem Tod am 27. April 1509 in Hof.

Klarissenkloster Kreuzgang Februar 2025

Der originale Kreuzgang im ehemaligen Klarissenkloster in Hof (heute: Diakonie Hochfranken), durch den auch Margarethe wandelte. Foto: Museum Bayerisches Vogtland/Rautenberg

 


Sonderausstellung „Prinzessin oder Nonne? Margarethe von Brandenburg (1453-1509) und das Hofer Klarissenkloster“

17. Oktober 2025 bis 18. Januar 2026 in der Klostergalerie Hof

27. Januar bis 13. April 2026 im Museum Bayerisches Vogtland


 

Weitere Informationen zur Ausstellung sowie dem Rahmenprogramm mit Führungen, Vorträgen und Workshops gibt es auf der Seite des Museums Bayerisches Vogtland.

Alle Informationen zum Projekt „WIRKSAM. Frauennetzwerke der Hohenzollern im Spätmittelalter“ findet ihr auf unserer Webseite.

 


Titelbild: Margarethe von Brandenburg in einem posthumen Bildnis als „Closterfrau“ auf dem Stammbaum der Hohenzollern, 16. Jhd. (Staatsbibliothek zu Berlin, K 216, Ausschnitt)