Residenz München

Besuch der Fachtagung zum Abschluss der Restaurierung der Nibelungensäle in der Münchner Residenz

Residenz München_Nibelungensäle

Von Dr. Dipl.-Restauratorin Stefanie Correll

Über 120 Gäste kamen zur Fachtagung in die Residenz München, um sich von der Entstehungsgeschichte der Nibelungensäle bis hin zur gelungenen Restaurierung berichten zu lassen.

Nachdem den Zuhörern am Mittwoch Abend eine kunsthistorische Verortung der Darstellungen inklusive Bogen zu Fritz Langs Film „Nibelungen“ –  eindrucksvoll präsentiert wurde, kamen am Donnerstag Vortragende zu Wort, die die Restaurierungsmaßnahmen geplant, begleitet und durchgeführt haben. Häufig fielen dabei Begriffe wie“ Quellenforschung“, „Befunduntersuchung“, “naturwissenschaftliche Analytik“ sowie „Klimaphänomene“ – Restaurierung heute beinhaltet augenscheinlich fachübergreifend eine breite Palette wissenschaftlicher Instrumente.

Schon allein die Entstehungsgeschichte der Wandmalereien über 36 Jahre des 19. Jahrhunderts hinweg samt der beachtlichen Leistungen während des Wiederaufbaus bezeugt die kunsttechnologische Komplexität. Dabei zeigt sich, dass das Durchdringen dieser Thematik grundlegende Voraussetzung ist für gelungene Restaurierung, denn nur wer um Materialien und Techniken weiß, kann später die geeigneten Methoden zur Stabilisierung und Ergänzung der Wandmalereien wählen.

Residenz München_Nibelungensäle

Beiträge über die enorme Salzbelastung und die ständigen Luftströmungen innerhalb und zwischen den Sälen (schon 1 Besucher bringt das Raumklima gehörig durcheinander) verdeutlichten schlüssig die Abhängigkeit der Schadenspotenziale von den raumklimatischen Bedingungen. Dem Zuhörer erschlossen sich diese Erkenntnisse nicht nur durch die inhaltlich stringenten Präsentationen, sondern vor allem auch durch die Untermalung mit aussagekräftigem Bildmaterial. So erklärten sich die am Bestand vorgefundene Phänomene oft besser, sobald den Teilnehmern an Hand von Fotos das Ausmaß der Kriegszerstörung des gesamten Residenzbaus vor Augen geführt wurde.

Residenz München_Luftbild bei Kriegsende

Luftbild von der Münchner Residenz bei Kriegsende. © Bayerische Schlösserverwaltung, Staatliches Bauamt

Anspruchsvolle Handwerkstechnik trifft moderne Wissenschaft

Gewürdigt wurde von den Vortragenden immer wieder die Leistung der beim Wiederaufbau tätigen Künstler und Handwerker. Kunstmaler/Restauratoren rekonstruierten selbstbewusst und versiert etwa ein Viertel der zerstörten Wandgemälde. Dabei bewiesen sie höchstes Maß an handwerklichem Können (der Nachweis der verwendeten Mal- und Bindemittel ist selbst mit modernsten Methoden für den erfahrene Analytiker äußerst schwierig, wie in einem Vortrag vorgestellt). Vor allem auch im Hinblick auf die großen, mit Stuckmarmor bekleideten Flächen und die Ansprüche an deren Konservierung, sowie form- und farbgenauer Ergänzung, war es von großem Vorteil, entsprechend qualifizierte Stuckateure für die jetzt abgeschossene Maßnahme gewonnen zu haben.

Mit den Beiträgen aller Vortragenden hat sich bei den Teilnehmern der Tagung verfestigt, wie essentiell, neben den fachlichen Vorkenntnissen der Durchführenden, eine interdisziplinäre Zusammenarbeit für eine gelungene Restaurierung ist. Wie die am besten geeigneten Restauratoren, (Kunst-)Handwerker und weitere Experten für die Maßnahme in den Nibelungensälen ausgewählt wurden, wurde in einem gesonderten Beitrag zur Organisation der Großmaßnahme geschildert.

Die während der Tagung präsentierten Ergebnisse und die vorgestellten restaurierten Nibelungensäle sprechen für sich: In der abgeschlossenen Restaurierung dokumentiert sich der hohe wissenschaftliche Anspruch kombiniert mit handwerklichem Können. Die „moderne“ Restaurierung würdigt die Entstehungs- und Restaurierungsgeschichte der Wandgemälde angemessen und erkennt das aus unterschiedlichen Schaffensphasen bestehende Konglomerat als „untrennbaren Bestand“ an. Somit werden die späteren Zufügungen als ebenso erhaltenswürdig angesehen, wie die bauzeitliche Ausstattung.

Residenz München_Nibelungensäle_Siegfrieds Heimkehr

Siegfrieds Heimkehr, Wandmalerei aus den Nibelungensälen.

Die Restaurierungsmaßnahme an sich umfasste schlussendlich die Konservierung (Substanzerhalt), wie Salzreduzierung, Klimastabilisierung, Festigung von Putz-, Stuck und Malschichten sowie die nachfolgende Restaurierung, bei der sorgfältig ergänzt und in bewährter Tratteggio-Technik (Strichretusche) retuschiert wurde, wie in zwei weiteren Beiträgen näher erläutert wurde.

In der abschließenden Podiumsdiskussion konnten die neu entwickelten Methoden hinsichtlich der Salzreduzierung und der Stuckmarmorierung vertiefend veranschaulicht und für zukünftige Maßnahmen empfohlen werden. Nicht zuletzt wiesen die beteiligten Restauratoren darauf hin, dass auch weiterhin eine enge konservatorische Begleitung der Nibelungensäle, v.a. im Hinblick auf die klimatischen Verhältnisse, erforderlich sei, um dieses Kunstdenkmal im Sinne der Charta von Venedig möglichst nachhaltig und langfristig zu erhalten.

 


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