Alle Artikel mit dem Schlagwort: historische Ausstattung

„Leben mit den Unsterblichen“: Das Sanktuarium Maximilians II. – ein neuer Themenraum im Münchner Residenzmuseum

„GERECHT UND BEHARRLICH“ dröhnt es in stuckierten Großbuchstaben hoch über den Stufen der prächtigen Gelben Treppe am Portal, das Unerschrockene in die einstigen Wohngemächer König Ludwigs I. (reg. 1825-1848) führt. Als Türwächter gewähren die im Jahr 2020 aufwendig rekonstruierten Plastiken eben jener personifizierten Herrschertugenden Einlass, nämlich die baumlangen Damen „Justitia“ und „Perseverantia“. Doch jenseits der so pompös in Architektur übertragenen Regierungsmaxime des gleichermaßen schwerhörigen wie autoritären Bayernherrschers geht es in diesen Tagen deutlich stiller und zurückgenommener zu: In dämmrigem Zwielicht erscheinen kleinformatige Gemälde und Graphiken, eine Art Hausaltar und eine Versammlung bronzener Büsten, die mit metallischem Blick den Eintretenden fixieren. Darüber schwebt an der Wand eine weitere, aber ganz anderslautende Devise: „Erkenne Dich selbst!“

Pfälzer Perle

Von Silberleuchtern und Birnperlen – Kurpfälzische Schätze in der Münchner Residenz

Seit August ist der neu eingerichtete Karl Theodor-Themenraum in der Münchner Residenz Teil des Museumsrundgangs: Rund um unsere große Kopie nach Batonis Porträt des Kurfürsten belegen kleine Kabinettsmöbel aus Mannheim, Schwetzingen und Oggersheim die Blüte der vom nahen Frankreich befruchteten kurpfälzischen Hofkultur. Familienbüsten und heraldische Objekte verweisen auf die dynastische Herkunft und Verankerung Karl Theodors in seinen pfälzischen und niederrheinischen Zusammenhängen. Straßburger Silber und Frankenthaler Porzellane illustrieren die Raffinesse des aristokratischen Wohl- und Luxuslebens, während reich dekorierte wissenschaftliche Instrumente auf die ambivalente Stellung der Sciences zwischen Innovation und Unterhaltung im Umfeld des aufgeklärten Fürsten verweisen.

resmü psyche amor

Märchenhafte Wiedererweckung: Amor und Psyche in der Residenz

„Wieviel blindes Vertrauen braucht ein stabiles Miteinander?“ „Werde ich von Dir gesehen?“ „Kenne ich meinen Partner eigentlich wirklich?“ Solche Fragen füllen landauf, landab vielseitige Beziehungsratgeber in Supermärkten oder Buchläden (sowie als klingende Münze die Taschen ihrer Autoren und Autorinnen). So mancher dornige Forschungszweig möchte in diesen existentiellen Unsicherheiten Hilfestellung leisten – und verweist dabei auf die Welt des Märchens mit seiner tiefenpsychologischen Symbolik: Tatsächlich mögen zwischen bösen Stiefmüttern, drei unerfüllbaren Wünschen und selbstermächtigten Prinzessinnen in Kürbis-Cabriolets zielführende Antworten schlummern.

vögel vase

„Alle Vögel sind schon (wieder) da“! Ein restauriertes Vasenpaar mit Mikromosaik im Residenzmuseum stellt sich vor

Mit Reiseandenken ist es so eine vertrackte Sache! Wer kennt das nicht? – vor der beglückenden Traumkulisse des geliebten Urlaubsorts und von südlicher Sonne vorteilhaft ausgeleuchtet, wirkt die Auslage der Touri-Shops an der Strandpromenade nur allzu verheißungsvoll. Der Preis, vielleicht auch noch in einer in Ferienlaune schwer berechenbaren Fremdwährung, scheint für ein landestypisches Stück Kunsthandwerk angemessen.

Diana Trinkspiel

Verzweigte Symbolik – Korallenkunst in der Residenz

„Vor dem Antiquario draussen ist ain Sälin, in disem ein trog, vmbhero Bilder von Corallen, Berlenmutter, muschlen, allerlay ertz: vnd stueffen…“. Fasziniert berichtet der Augsburger Kunstagent und Sammler Philipp Hainhofer (1578-1647) von den exklusiven Wunderwerken der Münchner Residenz, die er 1611 besichtigte – wohl inmitten von emporwachsenden Gerüsten, dem Staub und dem Lärm der Handwerker, denn schließlich wurde der gewaltige Komplex gerade in diesen Jahren umfänglich auf Geheiß von Herzog (später Kurfürst) Maximilian I. (reg. 1597-1651) baulich erweitert und künstlerisch neu ausgestattet.

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Klein aber (sehr) fein: Die neu eingerichteten Kabinette der „Kurfürstenzimmer“ stellen sich vor!

In der sommerlichen Schwüle, die in den Juliwochen in den Residenzräumen herrscht(e), versteht man schon, warum die hochwohlmögenden Bewohner dieser Prunkräume einst ab Mai hastig die Koffer zu packen pflegten und gern in die luftigere „campagne“ der Nymphenburger Sommerresidenz übersiedelten. Gerade in den kleinen Kabinetten, welche die geradlinig hintereinander angeordneten Herrscherappartements in der Regel beschließen und als (leicht beheizbare) mollig warme Rückzugsorte dienten, wird es heuer schnell drückend. Trotzdem war der Eintritt in diese „cabinets“ bei Höflingen einst hochbegehrt, gehörten sie doch zur intimen und exklusiven Lebenssphäre der Mächtigen.

Neue Aus- und Anblicke im neuen Jahr: Wiederentdeckte Bildausstattungen der barocken Residenz kehren zurück

Im letzten Beitrag aus der Residenz haben wir die wenigen erhaltenen Trümmer einer barocken Raumausstattung aus dem einstigen bayerischen Herrschersitz vorgestellt. Seien wir ehrlich: viel war es nicht, was da den Sturm der Zeiten überdauert hat – eine Menge historisches Fotomaterial und „einst war hier“ und „dort stand das“ sind nötig, die erhaltenen Fragmente in ihrem einstigen Glanz zu imaginieren. Zum Glück machen wir aber auch immer wieder in den schlecht ausgeleuchteten Ecken unserer weitläufigen Depots Entdeckungen, die noch mit „mehr Fleisch“ an ihren jeweiligen Entstehungsepochen hängen!

Barocker Raumbefeuchter? Ein Zimmerbrunnen für Kurfürstin Henriette Adelaide…

Schwer zu glauben in Zeiten anvisierter Heiz-Sparpläne für die Museen und bedrohlicher winterlicher Kälteszenarien – doch speziell in den Sommermonaten kann es in den Räumen der Residenz zwischen Samttapeten und Holzvertäfelungen ganz schön warm werden! Das empfinden nicht nur die stundenlang inmitten des kostbaren Inventars treu ausharrenden Aufsichten, sondern bekommt auch so manche/r verschwitzte Besucher/in auf dem mitunter stickigen Weg durch Säle und Jahrhunderte zu spüren. Gern hätte man in solchen Momenten einen kleinen Pagen, der mit dem Straußenfeder-Fächer wedelt, wie man ihn z.B. auf zahlreichen Veronese-Gemälde als lebendiges Accessoire der höfischen Dame von Welt bewundern kann – doch müsste man den livrierten Ventilator heutigentags wohl an der Garderobe abgeben und die raren Straußenbuschen findet man in unseren Schlössern nur noch als Bekrönung hochherrschaftlicher Baldachinbetten…

Zwischen Ancien Régime und Zukunft – Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken – Teil 2

In unserem letzten Blogbeitrag haben wir ihn schon kennen- und schätzengelernt: Christian IV., den galanten, vielseitig interessierten, politisch und kulturell nach Frankreich orientierten Herzog von Zweibrücken aus dem pfälzischen Zweig der Wittelsbacher und aussichtsreicher Erbanwärter auf die Kurfürstentümer Pfalz und Bayern. Anlässlich seines 300. Geburtstags im September 2022 widmen wir dem «Prince eclairé » ein Doppel-Feature im Blog.