Autor: Christian Quaeitzsch

Maria Anna Christine von Bayern

Maria Anna Christine – ein Leben zwischen München und Versailles

Mit unsrer Reihe zu weiblichen Biografien bei Hofe bleiben wir noch eine Weile im wechselvollen 17. Jahrhundert und widmen den heutigen Beitrag einer eher tragischen Heldin: der Wittelsbacher Kurprinzessin Maria Anna Christine Victoria Josepha Benedikta Rosalia Petronilla (1660-1690). Vielnamige älteste Tochter des bayerischen Herrscherpaars Ferdinand Maria und Henriette Adelaide sowie große Schwester des lebenslustigen „Barock-Kurfürsten“ Max Emanuel (reg. 1679-1726), dessen Regentschaft glanzvolle Höhenflüge und spektakuläre Abstürze prägten. Ähnliches gilt für seine ernstere, zwei Jahre ältere Schwester, die (via Eheschließung) eine steile Karriere machte – und einen hohen Preis zahlte…

Festliches Blitzlichtgewitter und fürstliche Leuchtreklame – Höfische Feuerwerke in und um die Residenz

Nur noch ein paar Mal schlafen und der finale Tag dieses aufreibenden Jahres ist da – und auch der sollte sich gemäß der Tradition letztendlich in der Nacht, die dem heiligen Papst Sylvester geweiht ist, mit fulminantem Krachen und Zischen in farbigen Rauch, in bunten Funkenflug und einen Schauer aus Leuchtkugeln auflösen. Soweit die pyrotechnische Theorie und das Kalkül der Supermarktketten. Doch statt der ebenso spektakulären wie umweltschädigenden Böller-Batterien, Goldregen und Miniaturvulkane werden angesichts der Pandemie 2020 wohl vor allem bescheideneres Tischfeuerwerk und vielleicht hie und da verstohlen geschwenkte Wunderkerzen zum Einsatz kommen. Grund genug also, den Blick in die gute alte Zeit zu wenden, als die flüchtigen Vorläufer heutiger Party-Knallerei noch lang und intensiv vorbereitete Haupt- und Staatsaktionen waren.

Gut verborgen im Nymphenburger Gehölz - die als künstliche Ruine gestaltete Magdalenenklause mit ihrer grottenartigen Kapelle

Himmlische Ruhe oder Automaten-Spielhölle? Eremiten und Eremitagen in den Wittelsbacher Residenzen

In diesen Tagen ziehen wir uns mal minder (meist aber mehr) unfreiwillig in die organisierte Einsamkeit zurück und erliegen den Verlockungen der Welt da draußen höchstens vermittelt über Internet und Shopping-Portale. Der Frust, dass man die menschliche Gesellschaft tunlichst fliehen soll und sich auf sich selbst zurückgeworfen sieht, lässt vergessen, dass genau diese Beschränkungen jahrhundertelang auch immer wieder propagiert wurden und als die letztlich besten, der eigenen Vollendung dienenden Wege persönlicher Lebensführung gegolten haben!

Standuhr Residenz München

Erwachsenenbildung in vergoldeter Bronze – eine Uhr im Residenzmuseum

Lässig auf schimmernden Wolken zurückgelehnt schwebt Minerva, die Göttin der Weisheit, der Staats- und Kriegskunst, zu uns herab – wie vom Schnürboden eines barocken Theaterhimmels. Der pompöse Federbusch wallt über ihrem „attischen Helm“ und birgt in seinem Schatten eine kluge Eule, die – wie wir spätestens seit der Harry Potter-Lektüre wissen – das Symboltier jeder gestandenen Lehrerin ist. Denn als solche tritt die Minerva aus vergoldeter Bronze auf, die sich an eine große, in den 1770er Jahre geschaffene Prunkuhr in der Sammlung der Münchner Residenz lehnt.

Residenz München Blog

„whodunit“ ?? in der Residenz – ein mörderisches Porträt als Mosaiksteinchen in einem berühmten Renaissance-Krimi

Heute handelt unser Beitrag von Mord und Totschlag, von Schuld und Unschuld, vom Recht auf Notwehr und von Verbrechen, die sich keusch hinter Fremdworten wie „Inzest“ und „Patrizid“ verstecken müssen. Und es geht um eine schöne junge Frau, die aus vergangenen Jahrhunderten mit großen Augen und ratlosem Lächeln auf uns und diesen Schlamassel aus Sex und Crime zurückblickt. Aber wie in jedem Kriminalfall ist Geduld gefragt, wir nähern uns dem blutigen Ende über Umwege und durch das Hintertürchen der Kunst:

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Alternativen zu Bayerisch-Balkonien? Fürstenurlaub in der Frühen Neuzeit

Richtig gemütlich gemacht hat es sich der heilige Kirchenvater Hieronymus mit Büchern und seinen friedlich dösenden Haustieren! Zusammen kuscheln sie in der komfortabel eingerichteten Einsiedelei auf unserer Miniatur im Residenzmuseum, die einen berühmten Kupferstich Albrecht Dürers von 1514 wiederholt: Zirbelstuben-Romantik vom Feinsten – Sonnenstrahlen finden nur als Reflexe der glänzenden Butzenscheiben Einlass in diese Klause…. In der Feriensaison 2020 haben wohl viele Leser*innen Urlaub wie der Münchner „Hieronymus im Gehäuse“ gemacht, nämlich zuhause.

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Verlorene (Raum-)Komposition – Die Cäcilien-Kapelle in der Münchner Residenz

Man kann nicht sagen, dass in der Residenz, dem jahrhundertelangen Hauptwohn- und Regierungssitz der katholischen Wittelsbacher, jemals ein Mangel an Kirchen oder Schlosskapellen herrschte: Schon im spätmittelalterlichen Vorgängerbau, der stetig weiter ausgebauten Neuveste, befanden sich neben der großen Georgskapelle kleinere Privatoratorien für das Herrscherpaar, deren exquisite und kostbare Raumausstattung von den penibel aussortierten Besuchern in höchsten Tönen gepriesen wurden.

Starke Männer kriegen Verstärkung: Herkules-Darstellungen in der Residenz

Endlich ist es soweit: nach langer Restaurierung ist der um 1779/81 geschnitzte Figuren-Zyklus der Herkulestaten des kurfürstlichen Hofbildhauers Roman Anton Boos (1733-1810) in der Residenz wieder komplett: Und angesichts des Schwergewichts der mächtigen Preis-Ringer sowie der beeindruckenden Gesamtfläche aus hölzernen Muskelbergen, deren Fassung es zu sichern, retuschieren und zu überarbeiten galt, kann man wahrlich sagen, dass es sich in mancher Hinsicht auch hier um eine „herkulische Arbeit“ gehandelt hat, die dem berühmten Dodekathlos kaum nachsteht: das ist der feine griechische Fachausdruck für den Katalog der zwölf Aufgaben, die der mythologische Halbgott einst meistern musste und denen er seinen seit der Antike anhaltenden Ruhm in der bildenden Kunst der westlichen Welt verdankt.

Detail der Trajanssäule

Eine Spirale der Gewalt? Die Trajanssäule in der Schatzkammer der Residenz

„Hier [in der kurfürstlichen Gemäldegalerie am Münchner Hofgarten] steht auch das vornehme Spielwerk, die Trajanische Säule im Modell. Der Grund ist Lapislazuli, die Figuren verguldet. Es ist immer ein schön Stück Arbeit, und man betrachtet es gern“. Das berühmte Zitat des Dichterfürsten und Turbo-Touristen Goethe, 1786 auf fluchtartiger Durchreise Richtung Italien für wenige Stunden in München, bezieht sich auf ein Hauptwerk in der Schatzkammersammlung der Residenz: Die in extremer, kunstfertiger Verkleinerung ausgeführte Replik der antiken Trajanssäule in Rom, gefertigt aus kostbarsten Materialien.