Lieblingsstücke unserer Autoren

In Stein gemeißelt – Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha

Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha

In unserer heutigen Blog-Folge blicken wir auf einen Coburger Prinzen, den es nach Portugal verschlug, um dort – die Coburger waren bekanntlich Meister darin – eine Dynastie zu begründen. In Erinnerung geblieben ist er vor allem als „Künstler-König“ („Rei-Artista“). Und wir zeigen euch aus den Weiten der Ehrenburg-Magazine ein bemerkenswertes Bildnis von ihm.


 

Die Familie der Coburger Herzöge schrieb im 19. Jahrhundert eine dynastische Erfolgsstory. Planvolle Heiratspolitik verband das protestantische Herzogtum Schritt für Schritt mit den höchsten Häusern Europas. Schon mehrfach ist hier im Blog von diesem Coburger Erfolgsgeheimnis berichtet worden, auch über den Wiener Familienzweig. Dieser war katholischen Glaubens. So wurden auch Ehen mit Adelshäusern dieser Konfession möglich, wie die von Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha.

Ferdinand heiratete 1836 Maria II. da Glória, die Königin von Portugal. Die 17-Jährige war Witwe. Ihr Gemahl, ein Enkel des bayerischen Königs, war nach zwei Monaten Ehe verstorben. Böse Stimmen munkelten: durch Gift. Die Gerüchte blieben haltlos, doch spricht ihr Aufkommen Bände über die damaligen Verhältnisse am Hof und im Land. Portugal erlebte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine spannungsreiche Zeit. Es gab innenpolitische Auseinandersetzungen zwischen konservativen und liberalen Kräften. Und die junge Königin sah sich mit Machtkämpfen in der eigenen Familie konfrontiert. Ihr Onkel Miguel erschwerte ihr über Jahre das Regieren. In solcher Lage war es wichtig, dass die junge und bis dato kinderlose Regentin bald wieder heiratete – freilich unter Wahrung der damals so enorm bedeutsamen „Balance of Power“. Diese begünstigte das Haus Coburg, das zwar altehrwürdig, aber nicht so mächtig war, dass Marias Heirat mit einem Coburger Prinzen die fein austarierten Waagschalen des europäischen Kräftegleichgewichts zu sehr in Bewegung versetzt hätte.

Ferdinand und Maria da Gloria Portugal

Ferdinand und Maria II. da Glória im Jahr ihrer Hochzeit (1836), Royal Collection Trust / © Her Majesty Queen Elizabeth II 2022

Der von seinem Onkel Leopold, König der Belgier, in Stellung gebrachte Bräutigam Ferdinand, 1816 in Wien geboren, war nicht wirklich auf ein Leben als Herrscher an der Seite einer Königin vorbereitet. Der ihm zeitweise obliegende Oberbefehl über die portugiesische Armee entsprach dem musisch veranlagten Prinzen erst recht nicht. Doch mit der Zeit erwarb sich Ferdinand – mit der Geburt des Thronfolgers hatte er den Königstitel erhalten – Respekt in der Bevölkerung.

ferdinand und maria da gloria von portugal

Ferdinand II. und Maria II. da Glória von Portugal, 1850, William Corden, Schloss Ehrenburg, Coburg

1853 starb Maria mit 34 Jahren bei der Geburt ihres elften Kindes. Nun führte Ferdinand das Land bis zur Volljährigkeit des Sohnes Pedro im Jahr 1855.

Ferdinand 1854 während der Regentschaft für Sohn Pedro

Ferdinand 1854 während der Regentschaft für Sohn Pedro, Gustav William Henry Mullins, Royal Collection Trust / © Her Majesty Queen Elizabeth II 2022

Anschließend zog er sich aus der Welt des Regierens, der Ränke und Rochaden zurück. Spätere Angebote, die ihm die griechische und die spanische Krone antrugen, schlug er aus. Denn endlich konnte Ferdinand sich seinen Interessen und Neigungen widmen, die der Musik, bildenden Kunst, Architektur oder dem Denkmalschutz galten. Als deren Förderer erwarb er sich große Verdienste. Darüber hinaus war er selbst künstlerisch tätig, beispielsweise als talentierter Zeichner und Druckgrafiker. Aus guten Gründen ist er als der „Künstler-König“ in die portugiesische Geschichte eingegangen.

Kronprinz Pedro, gezeichnet von seinem Vater Ferdinand

Kronprinz Pedro, gezeichnet von seinem Vater Ferdinand, 1841, Royal Collection Trust / © Her Majesty Queen Elizabeth II 2022

Der Witwer heiratete 1869 ein weiteres Mal. Die Opernsängerin Elise Friederike Hensler teilte die Liebe ihres Mannes zur Kunst. Das Paar lebte im Palast von Pena, den sich Ferdinand auf den Ruinen eines früheren Klosters erbauen ließ, der als Werk des Historismus ähnlich wie und doch verschieden zu Neuschwanstein ist und heute innerhalb der Kulturlandschaft Sintra zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

Sintra Pena-Palast

Der Pena-Palast in Sintra, Foto: Wikipedia/Tm 2015

Für das höfische Umfeld des Paares blieb stets ein Stein des Anstoßes, dass Elise verglichen mit Ferdinands Abstammung nicht standesgemäß war. Ferdinands Coburger Vetter Herzog Ernst II. bemühte sich deswegen auf seine ihm eigene Weise, die Verbindung aufzuwerten, indem er Elise in den Rang einer Gräfin erhob. Sie firmierte fortan als Gräfin d’Edla.

Mit diesem Namen ist ein männliches Bildnis signiert, das sich im Magazin von Schloss Ehrenburg in Coburg befindet. Das kunstvolle Marmorrelief in einem wunderbaren, mit Glas hinterlegtem Holzrahmen zeigt das Porträt Ferdinands im Profil und bezeugt Elises großes bildhauerisches Talent und Können.

Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha

Marmorrelief mit dem Porträt von Ferdinand II. von Portugal, 1874, Gräfin d’Edla (Elise Friederike Hensler), Schloss Ehrenburg, Coburg

Ferdinand starb 1885, Elise 1929. Die Herrschaft der von Ferdinand und Maria II. da Glória begründeten Dynastie Sachsen-Coburg und Gotha-Braganza endete mit ihrem Urenkel Manuel 1910 bei Ausrufung der Republik Portugal.

 


Das Marmorrelief mit Ferdinands Porträt ist noch bis zum 6. November 2022 im Rahmen der Bayerischen Landesausstellung „Typisch Franken?“ in Ansbach zu sehen.