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#femaleheritage – In Erinnerung an drei außergewöhnliche Frauen

Wilhelmine-Anna-Gasteiger-Maria-Sibylla-Merian

Im Rahmen der Blogparade „Frauen und Erinnerungskultur“ #femaleheritage der Monacensia im Hildebrandhaus wollen euch unsere drei Volontärinnen Anika Koller, Annika Speth und Susanne Eichinger heute drei außergewöhnliche weibliche Persönlichkeiten vorstellen, die mit den Objekten der Bayerischen Schlösserverwaltung in Verbindung stehen und unterschiedlicher nicht sein könnten…


Bayreuth im Goldenen Zeitalter: Die Welt der Wilhelmine

Pesne_Markgräfin Wilhelmine

Wilhelmine im Alter von zwei Jahren Antoine Pesne, um 1711.

„Die Kronprinzessin gebar am 3. Juli 1709 eine Prinzessin, die sehr ungnädig empfangen wurde, da alles leidenschaftlich einen Prinzen wünschte. Diese Tochter ist meine Wenigkeit. (…) Man nannte mich Friederike Sophie Wilhelmine.“

Die preußische Prinzessin und spätere Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth blickt in ihren Memoiren unter anderem auf eine mehr als schwierige Kindheit zurück. Trotz der körperlichen und seelischen Traumata, die sie im Kindes- und Jugendalter erleiden musste, wurde aus Wilhelmine eine eindrucksvolle Persönlichkeit mit Einfluss, starkem Willen und vielfältigen Talenten.

Porträtgemälde, Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, Eremitage, Altes Schloss

Markgräfin Wilhelmine,
Werkstatt Antoine Pesne, um 1738.

In einem Zeitalter, in dem dies für Frauen bei Weitem keine Selbstverständlichkeit war, stand sie nicht im Schatten eines mächtigen Mannes. Wilhelmine prägte besonders als Kunstmäzenin in bedeutendem Maße das kulturelle Leben der Stadt Bayreuth, ihr Einfluss ist bis in die heutige Zeit spürbar. Wilhelmines Wirken haben wir die Gestaltung und den Ausbau der Bayreuther Schlösser und Gartenanlagen zu verdanken sowie die Errichtung des UNESCO Weltkulturerbes Markgräfliches Opernhaus. Die Markgräfin war als Repräsentantin der Epoche der Aufklärung an philosophischen, wissenschaftlichen sowie musischen Themen interessiert und schuf sich nach diesem Vorbild ihr Bayreuth – die Welt der Wilhelmine.

Markgräfliches Opernhaus

Als einzigartiges Monument der Fest- und Musikkultur des 18. Jahrhunderts wurde das Markgräfliche Opernhaus 2012 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes eingetragen.

»Die Liebe zum Bilden und Schaffen ist in mir, so lange ich denken kann«

Anna Gasteiger im Atelier

Anna Gasteiger im Atelier.

Während Markgräfin Wilhelmine auch als eigenständige Person im kulturellen Gedächtnis einen Platz hat, wird Anna Sophie Gasteiger (26. Februar 1877 – 16. Dezember 1954, geb. Meyer) in der Regel in einem Atemzug nach ihrem Mann, Matthias Gasteiger, genannt. Die Bayerische Schlösserverwaltung betreut das Künstlerhaus des Ehepaars am Ammersee und widmete der Malerin dort die Studio-Ausstellung »Anna S. Gasteiger. Blumen sprechen lassen«.

Künstlerhaus Gasteiger

Künstlerhaus Gasteiger am Ammersee.

Ihre beliebten, farbkräftigen Blumenstillleben wurden vom eigens angelegten Staudengarten inspiriert und prägen die Rezeption des Künstlerhaus Gasteiger als heimisches Gartenidyll von intimer, naturnaher Schönheit.

Anna Gasteiger ist heute vor allem für diese Blumen- und Landschaftsbilder ihrer Zeit im Künstlerhaus Gasteiger ab 1901 bekannt. Die gebürtige Lübeckerin, die mit 17 Jahren zum Kunststudium nach München kam, erprobte ihr Talent jedoch auch im Kunstgewerbe – mit Erfolg. Mit Leidenschaft am kreativen Schöpfungsprozess und Gespür für eine formschöne florale Bildsprache entwickelte sie Musterentwürfen für Fliesen, Kissen, Stoffe und Tapeten.

Künstlerhaus Gasteiger

Künstlerhaus Gasteiger am Ammersee.

Zwischen Kunst und Natur – Maria Sibylla Merian

 Portraet-Maria-Sibylla-Merian

Jacob Marrel: Porträt der Maria Sibylla Merian, 1679 (Kunstmuseum Basel).

Etwa 230 Jahre zuvor hatte auch Maria Sibylla Merian (2. April 1647 – 13. Januar 1717) den Großteil ihres Schaffens floralen Motiven gewidmet – dabei verfolgte sie einen völlig anderen Ansatz. Maria Sibylla Merian war Naturforscherin, die empirische Untersuchungen an Pflanzen und Insekten anstellte. Ihre Beobachtungen hielt sie mit großem künstlerischen Geschick in ihren berühmten Aquarellen fest.

Kupferstich Maria Sibylla Merian

Maria Sibylla Merian: Metamorphosis Insectorum Surinamensium Metamorphosis insectorum Surinamensium, Bildtafel LX.,1705.

Maria Sibylla Merian führte für die Verhältnisse im 17. bzw. frühen 18. Jahrhundert ein außergewöhnliches und selbstbestimmtes Leben. Sie war nicht nur Künstlerin und Forscherin, sie betätigte sich auch als Lehrerin, präparierte Insekten und Reptilien, handelte mit Malutensilien und gab als Verlegerin ihre eigenen Werke heraus. 1699 unternahm sie zusammen mit ihrer Tochter Dorothea eine waghalsige Schiffsreise in die ehemalige holländische Kolonie Surinam. Ihre dortigen Beobachtungen hielt sie in ihrem Hauptwerk „Metamorphosis Insectorum Surinamensium“ fest, für das sie als Begründerin der modernen Insektenforschung gefeiert wird.

Die Bayerische Schlösserverwaltung pflegt auf der Kaiserburg in Nürnberg einen kleinen, idyllischen Garten, der nach der Künstlerin benannt ist. Der Maria Sibylla Merian-Garten liegt in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Wohnhaus der Naturforscherin, wo diese 14 Jahre lang lebte und arbeitete. Die Pflanzen des Gartens sind aus den Zeichnungen und Büchern von Maria Sibylla Merian entlehnt und besonders insektenfreundlich gestaltet.

Maria Sibylla Merian-Garten auf der Kaiserburg Nürnberg

Der Maria Sibylla Merian-Garten auf der Kaiserburg Nürnberg.

Wir freuen uns, euch hoffentlich bald wieder in unseren Sehenswürdigkeiten begrüßen zu dürfen.  Spürt doch bei eurem nächsten Besuch auf der Kaiserburg, am Ammersee oder in Bayreuth den Geschichten dieser drei Frauen nach!

Nicht nur in unseren Häusern trifft man auf bemerkenswerte Frauen aus Vergangenheit und Gegenwart. Mehr spannende Beiträge zum Thema „Frauen und Erinnerungskultur“ #femaleheritage findet ihr hier.