Ein Gastbeitrag von Helmut-Eberhard Paulus Vom Refugium königlicher Sehnsucht zum Denkort einer demokratischen Maxime Die Überraschung erscheint perfekt. Auf der Schlossinsel Herrenchiemsee inmitten der Bilderbuchlandschaft um den See präsentiert sich ein brandneues „Verfassungsmuseum“. Eigentlich würde man erwarten, dass so eine Gedenkstätte von nicht nur nationaler Bedeutung etwas feierlicher zelebriert wird. Immerhin wurden im August 1948 an diesem Ort die Ideen entwickelt, die bis heute die Existenz der Bundesrepublik Deutschland garantieren und dem Land nach der nationalsozialistischen Katastrophe die Rückkehr in die Gemeinschaft der demokratischen Völker ermöglichten. Vom freien Blick in die Landschaft zum freien Denken Die offene Landschaft um den Chiemsee ist ein wahrer Anreiz zur Befreiung der menschlichen Seele, auch zur Selbstfindung und Entdeckung neuer Wege des Denkens. Wer nach Herrenchiemsee kommt, wird bald ergriffen von der Magie dieser Insel mit dem Geheimnis der Gedankenfreiheit. Ihre Faszination rührt von der einmaligen, kulturhistorisch geformten Landschaft her, deren Wesen nicht allein die Natur bestimmt, sondern auch die kulturelle und architektonische Prägung. Es ist eine Landschaft, hervorgegangen aus der sorgsamen Pflege durch bäuerliche Kultivierungsarbeit über Jahrhunderte. Ganz …